Psychologisch raffinierter Thriller aus Neuseeland
Aarav Rai ist ein erfolgreicher Schriftsteller, der nach einem schweren Autounfall zurück in sein Elternhaus zieht, wo sein Vater, ein reicher Industrieller, der mit seiner zweiten Frau Shanti und der gemeinsamen Tochter Pari wohnt. Seine erste Frau, Nina, Aris Mutter verschwand vor vielen Jahren nach einem heftigen Streit mit ihrem Mann spurlos inkl. einer Viertelmillionen, weshalb vermutet wurde, dass sie die Familie verlassen hatte. Nun taucht ihr grüner Jaguar mit ihren sterblichen Überresten im Dschungel unweit des Hauses auf; offensichtlich ist Nina von der Straße abgekommen und wurde vom Urwald verschluckt. Von dem Geld fehlt jede Spur und auch andere Hinweise lassen die Polizei vermuten, dass sie Opfer eines Verbrechens wurde.Ihr Sohn beginnt zu ermitteln und nimmt die Bewohner der noblen Sackgasse, in der er aufgewachsen ist, in Augenschein, beeinträchtigt durch sein gebrochenes Bein, Kurzatmigkeit und schlimme Migräneattacken, die er seinem Autounfall zu verdanken hat. Aber auch sein Gedächtnis wird zunehmend lückenhafter ...Ari ist ein mir mäßig sympathischer Protagonist, aber auf seine Art sehr authentisch, wenn man seine Biografie bzw. seine familiären Umstände berücksichtigt. Durch seine Augen lernt man auch die Bewohner seiner Straße kennen, die er nach und nach als Verdächtige abarbeitet, auch wenn er am liebsten seinen Vater als den Täter sehen würde. Auch an seiner eigenen Person hat er Zweifel, geschürt durch seine Gedächtnislücken.Die Arbeit der Polizei ist eigentlich größtenteils ausgeklammert, woraus für mich am Ende eine kleine Schwäche dieses Buchs resultiert: Die Auflösung des Verbrechens übernimmt die Polizei und man wird erst im Epilog darüber aufgeklärt. Das war mir zu abrupt, auch wenn die Motive gut aufgearbeitet werden und auch wenn es nicht bei dem einen Verbrechen bleibt - und bei den anderen leistet unser Protagonist durchaus seinen Beitrag. Ich hatte mir ferner etwas mehr Neuseeland-typisches in diesem Thriller erwartet. Das ist sehr wohldosiert eingesetzt, denn bis vielleicht auf den Dschungel, der den grünen Jaguar so zuverlässig 10 Jahre verschluckte, könnte das Buch gut auch an vielen anderen Schauplätzen spielen. Das ist ein bisschen schade.Insgesamt ist es aber eine spannende Story. Die Autorin nimmt sich Zeit ohne dass Längen entstehen. Baut Verdachtsmomente und Zweifel auf und zeigt am Ende, dass die meisten Abgründe, die sich auftun, tiefer sind als man vermutet. Und genau das erwartet man als Leser solcher Bücher am Ende auch.