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Produktbild: Wunderkind Erjan | Hamid Ismailov
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Wunderkind Erjan

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Durch die Weite der Steppe Kasachstans fährt ratternd ein Zug. In ihm begegnen sich ein Reisender und Erjan, das Wunderkind. Der Knabe spielt mitten in dieser vom Zug durchquerten Einöde so virtuos auf seiner Violine, dass nicht nur dem Erzähler Hören und Sagen vergeht. Doch die Musik bleibt nicht das einzige Wunder. Denn der Junge, der aussieht wie zehn oder zwölf, ist in Wahrheit bereits ein Mann von 27 Jahren; als Kind tauchte er allen Warnungen zum Trotz in einen nuklear verseuchten See. Hamid Ismailov versetzt damit das Blechtrommel-Motiv des Immer-Kind-Bleibenden in die Einöde des von 486 Atombombentests verseuchten Kasachstan und gibt ihm eine herbe Intensität von tiefer Schönheit. Zwei Welten prallen darin aufeinander: die Weite und Einsamkeit der Steppe Kasachstans und die moderne Welt außerhalb davon - der Zug, der diese wie stehen gebliebene Welt täglich durchfährt, die Atomtests, die wie eine unsichtbare Macht die Natur und die Menschen verändern, die Musik, die einen anderen Rhythmus in Yerzhans Leben bringt.

Produktdetails

Erscheinungsdatum
03. März 2022
Sprache
deutsch
Auflage
1. Auflage
Seitenanzahl
180
Dateigröße
3,24 MB
Autor/Autorin
Hamid Ismailov
Übersetzung
Andreas Tretner
Verlag/Hersteller
Kopierschutz
mit Wasserzeichen versehen
Family Sharing
Ja
Produktart
EBOOK
Dateiformat
EPUB
ISBN
9783751806251

Portrait

Hamid Ismailov

Hamid Ismailov, 1954 geboren in Tokmok im Norden Kirgisistans, an der Grenze zu Kasachstan. Als junger Mann ging er nach Usbekistan, wo er die Militärschule absolvierte; 1992 musste er das Land aufgrund seiner politischen U berzeugungen verlassen. Seit 1994 lebte er in London, wo er bis 2019 als Journalist für den BBC World Service arbeitete. Anfang der 1990er Jahre begann er, zusammen mit dem französischen Komponisten Michel Karsky mit musikalischer Musik zu experimentieren. 2019 gewann er den EBRD Literaturpreis für Wunderkind Erjan. Seine Bücher sind vielfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt, in Usbekistan sind sie bis heute verboten. Heute lebt Hamid Ismailov in Prag.

Andreas Tretner, 1959 in Gera geboren, übersetzt aus dem Russischen, Bulgarischen und Tschechischen u. a die Bücher von Michail Schischkin, Vladimir Sorokin und Viktor Pelewin. Für seine U bersetzungen erhielt er den Paul- Celan-Preis und den Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt.

Pressestimmen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - RezensionBesprechung vom 14.07.2022

Ein Stierkämpfer als manischer Leser
Das Leben als Abenteuer und die Zwänge der Routine: Manuel Chaves Nogales' Biographie des Toreros Juan Belmonte erstmals auf Deutsch

Spanien und Stierkampf: Gibt es ein ärgeres Klischee? Man nähert sich dem 1935 im Original erschienenen Buch "Juan Belmonte - Stiertöter" also vielleicht mit einer gewissen Skepsis, zumal die legendenhafte Berühmtheit des Protagonisten, dem aus Sevilla und aus ärmlichen Verhältnissen stammendem Torero (1892 bis 1962), heute ebenso historisch entfernt ist wie die goldenen Zeiten des spanischen Stierkampfsports. Die hier erstmals in deutscher Übersetzung vorgelegte Lebensgeschichte von Juan Belmonte ist eine Autobiographie nur in dem Sinne, dass Belmonte sein Leben dem Journalisten Manuel Chaves Nogales (1897 bis 1944) erzählt und ihn mit dem Schreiben beauftragt hat. In gewisser Weise haben sie das Buch gemeinsam geschrieben: Es ist schwer zu sagen, wie sich die in der ersten Person erzählende Stimme Belmontes vom Stil des Verfassers trennen ließe.

Das Buch war zunächst von Juni 1935 an in wöchentlichen Feuilletons der Zeitschrift "Estampa" erschienen, Ende jenes Jahres dann in Buchform. Hatte es einst vor allem die Funktion, das "wahre Leben" des gefeierten Toreros zu bezeugen - der Name des eigentlichen Autors wurde zunächst unterdrückt -, ist es für heutige Leser gerade diese Autorschaft von Chaves Nogales, die das primäre Interesse am Buch ausmacht.

Der lange vergessene Manuel Chaves Nogales gilt in Spanien seit rund drei Jahrzehnten als eine der spektakulärsten literarischen Wiederentdeckungen, inzwischen weithin anerkannt als einer der bedeutendsten literarischen Reporter Europas seiner Zeit, gerühmt von zeitgenössischen spanischen Schriftstellern von Javier Marías bis Andrés Barba. Der deutsche Übersetzer und Verleger Frank Henseleit hat sich mit großer Verve und langem Atem vorgenommen, diesen Autor auch hierzulande bekannt zu machen. In seinem Kupido-Verlag (F.A.Z. vom 24. September 2020) ist eine großzügige Werkausgabe mit sechzehn Einzelbänden angekündigt; der Belmonte-Band erschien nun in Henseleits geschmeidiger Übersetzung zunächst gesondert auch in der Friedenauer Presse.

Interessant an Nogales' Buch sind also seine romanhaften Züge, die Anklänge an die spanische Tradition des Schelmenromans, die tragikomischen Elemente, die Skizzen von Personen und Orten, die skurrilen Anekdoten, die Schilderung etwa von Belmontes Rivalität und Freundschaft zu Joselito (José Gómez Ortega), einem anderen großen Stierkämpfer jener Jahre. Die (fingierte) Stimme Belmontes betont dabei immer wieder sein Verständnis von Stierkampf als einer Kunst, als "geistiges Exerzitium". Er zeigt sich dabei auch als ein manisch Lesender, der zu einer Tournee in Südamerika zur Verwunderung des Zollbeamten nicht nur das übliche Zubehör eines Toreros, sondern auch einen Koffer voller Bücher mit sich führt. Schon in jungen Jahren zeigt Belmonte eine Neigung zur literarischen Phantasie, zeitweilig verkehrt er sehr eng mit bedeutenden spanischen Literaten seiner Epoche, darunter Ramon del Valle-Inclán und Pérez de Ayala; auch mit Ernest Hemingway war er befreundet.

In der Erzählung dieses Stierkämpferlebens spannt das Buch einen Bogen von den jugendlichen Abenteuern mit einer Gruppe von "anarchistischen" Freunden, die zusammen mit Belmonte ihr heimliches nächtliches Spiel auf den mondbeschienenen Wiesen außerhalb von Sevilla treiben, bis zu dem vierzigjährigen Weltstar, der als Besitzer einer stattlichen Finca den revolutionären Bauernaufständen zur Zeit der Republik skeptisch gegenübersteht. Dazwischen liegen eine Unzahl von Stierkämpfen, Hunderte von getöteten Stieren, immer wieder lebensbedrohliche Verletzungen.

Für heutige Leser, die nicht mehr unter dem Bann des "berühmtesten Toreros aller Zeiten" stehen, hat das mitunter auch etwas Ermüdendes. Der melancholische letzte Teil des Buches führt aber eindringlich vor Augen, wie Belmonte hin- und hergerissen ist zwischen der Unfähigkeit, von seiner Berufung zu lassen, und der schleichenden Angst, in den Zwängen der Routine gefangen zu sein: "Ich war in ein Labyrinth der Zweifel geraten, die ihre Ursprünge in meiner ungeregelten Lektüre hatten." Belmonte ist sich zugleich bewusst, Vertreter einer Kunst zu sein, die kurz nach ihrer Glanzepoche schon ihren Niedergang ankündigt: "Die lidia der Zukunft wird ein einziges substanzloses Zirkusspektakel sein."

Dieses künstlerische Selbstbewusstsein des Toreros erzählerisch so überzeugend herausgearbeitet zu haben, das ist wiederum die Kunst von Chaves Nogales, der selbst gar kein Aficionado war. Unter seinen vielen Reportagen sind heute wohl diejenigen besonders interessant, die die politischen Umwälzungen seiner Zeit aus ungewohnter Perspektive einfangen, wie etwa seine Flugzeugberichte über die Städte und Landstriche des bolschewistischen Russlands. Davon fließt gelegentlich natürlich auch etwas in das Belmonte-Buch ein, etwa wenn der Torero und seine Entourage während einer Mexikoreise unversehens in die Wirren der Revolution geraten. Die besondere erzählerische Kraft des Stierkämpfer-Buches entsteht aber aus der kongenialen Verbindung der Stimmen von Torero und Reporter, der Gestaltung des Lebens als Abenteuer, der Zusammenführung der Anekdoten in eine abgerundete Form. JOBST WELGE

Manuel Chaves Nogales: "Juan Belmonte -

Stiertöter".

Aus dem Spanischen

von Frank Henseleit.

Friedenauer Presse, Berlin 2022. 410 S., geb.

© Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt.

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