Enola wird im 7. Band tatkräftig von ihrem berühmten großen Bruder unterstützt und ist doch diejenige, die den Tag rettet.
Als die junge, Letitia Glover auf Sherlock Holmes Türschwelle auftaucht, um mehr über das Schicksal ihrer verschollenen Zwillingsschwester zu erfahren, nimmt sich Enola dieses Falls an. Es scheint, dass Letitias Schwester, Felicity Glover, den Earl of Dunhench geheiratet hat und laut einer knappen Notiz desselbigen verstorben sei. Aber Letitia ist überzeugt, dass das nicht die Wahrheit sein kann.Enola lässt das Schicksal der jungen Frau nicht kalt und sie begibt sich undercover auf die Spuren der vermeintlich Toten, denn die Notiz des Earls ist verdächtig vage und die Sterbeurkunde wirft noch mehr Fragen auf. Sie findet bald heraus, dass dies nicht die erste Frau des Earls ist, die plötzlich und aufgrund mysteriöser Umstände verstirbt.Enola steht vor ihrem bisher vielleicht düstersten Fall. Wird sie ihn mithilfe von Sherlock aufklären können?Was bin ich froh, dass die Buchreihe nach dem ersten erfolgreichem Netflix-Film doch noch mal fortgesetzt worden ist! Allerdings finde ich es schade, dass die neuen Cover nicht mehr zu denen der bisherigen passen, die ich sehr charmant fand. Na ja, man kann ja nicht immer alles haben.Schon zu Beginn erwartet uns eine kleine Überraschung, denn niemand Geringeres als Sherlock Holmes fasst die Ereignisse der bisherigen Bände noch einmal aus seiner Sicht für uns zusammen. Bisher waren Enolas Brüder ja eher Randfiguren, die regelmäßig von ihr vorgeführt worden sind, bis sie sich im letzten Teil ("Der Fall des verschlüsselten Briefes") endlich miteinander versöhnt haben und Sherlock und Mycroft beide eingesehen haben, dass Enola weder in ein Internat gehört noch dringend verheiratet werden muss, wie sich das für junge Damen in der viktorianischen Zeit gehört.Es ist wirklich amüsant und interessant die Geschehnisse mal ganz aus Sherlocks Sicht sehen zu können und dabei auch direkt zu erfahren, wie er seine kleine Schwester mittlerweile einschätzt.Trotzdem wird nach dieser netten Einführung von Sherlock schnell klar, dass er nun nicht vorhat seine Schwester in dieser Reihe aus dem Rampenlicht zu drängen. Er fände es zwar gut, wenn sie sich aus seinen Fällen raushalten würde, erkennt aber an, dass das wohl nur Wunschdenken seinerseits ist.Enola jedenfalls hat ganz eindeutig nicht vor, auf Sherlocks Wünsche einzugehen und so unternimmt sie kurzerhand eigene Ermittlungen im Fall der verschwundenen Zwillingsschwester - immerhin war sie es ja auch, die Letitia (Tish) überhaupt erst in Empfang genommen hat, da Sherlock zu diesem Zeitpunkt gerade schmollend auf dem Sofa liegen und die Abwesenheit interessanter Fälle betrauert musste. Daher ist es nur zu verständlich, dass sie den Fall auch weiterverfolgen und nicht einfach an ihren großen Bruder abtreten will.Enolas Einfallsreichtum kann dabei erneut glänzen und zudem gefällt mir sehr, wie sich die Beziehung der Geschwister verändert hat und Sherlock nun - wenn auch leicht widerwillig -, sich regelmäßig mit Enola austauscht, da auch er von Enolas Ideenreichtum und Intelligenz angetan ist.Trotz seiner größeren Präsenz in dieser Geschichte bleibt der große Detektiv meist nur eine Nebenfigur und schafft es nicht seiner kleinen Schwester die Show zu stehlen, selbst als er ihren Retter spielen will, hat sich Enola mal wieder selbst aus einer brenzligen Situation gerettet und dabei einige wertvolle Informationen gesammelt.Wieder einmal gibt es viel Kritik am Frauenbild und am Umgang mit Frauen der viktorianischen Zeit, denn es wird erneut sehr klar gezeigt, wie wenig Macht und Selbstbestimmung diese Frauen besaßen.Dies wird besonders deutlich als Enolas Ermittlungen sie in eine Irrenanstalt führen, wohin unliebsame Frauen gerne abgeschoben worden sind.Zwar gab es auch in den Vorgängerbänden häufig solche Kritik und auch schon mal einige Szenen, die düsterer waren, aber hier hatte ich das Gefühl, dass mit der Neuaufnahme der Reihe, sich vielleicht auch das Alter der Zielgruppe leicht erhöht hat.Es gibt schönerweise wenig Zufallshilfe, sondern die Erkenntnisse entstammen größtenteils wirklich altmodischer Ermittlungsarbeit und es macht einfach Spaß Enolas Ermittlungen und Gedankengänge zu verfolgen und dabei auch zu sehen, wie gut sie und Sherlock zusammenarbeiten.Aber nicht nur von Sherlock wird sie dieses Mal tatkräftig unterstützt auch Dr. Watson und Tewky (der Marquis von Tewkesbury aus ihrem ersten Abenteuer) sind dieses Mal mit von der Partie, auch wenn es natürlich hauptsächlich Enola ist, die glänzen darf und so für einen guten Ausgang für Tish und ihre Zwillingsschwester sorgt.Zum Abschluss dürfen wir noch mal vom mürrischem Sherlock hören, der zwar mal wieder deutliche Worte für seine neugierige, kleine Schwester findet, die sich immer in seine Angelegenheiten mischen muss, der aber zwischen den Zeilen dabei auch sehr deutlich macht, wie sehr er sie und ihre Art schätzt - auch wenn er das natürlich niemals klar sagen würde.Fazit: Einfach wieder ein tolles Abenteuer! Enola wird im siebten Band endlich einmal tatkräftig von ihrem großen Bruder, dem berühmten Detektiv, unterstützt und ist dennoch diejenige, die glänzen darf und nicht nur die entscheidenden Hinweise aufdeckt, sondern auch für einen guten Ausgang sorgt. (4,5 Sterne)