Ein schneller Ausflug zurück in die Tintenwelt. Spannend, atmosphärisch ¿ doch die Magie der Trilogie erreicht es nicht ganz.
Mit Die Farbe der Rache kehrt Cornelia Funke nach vielen Jahren in die Tintenwelt zurück. Im Zentrum steht diesmal nicht Mo oder Meggie, sondern vor allem Staubfinger - und sein Gegenspieler Orpheus, der überlebt hat und nun rachsüchtig seine Fäden spinnt.Die Handlung setzt nach einer kurzen Einführung schnell ein und schreitet in hohem Tempo voran. Leserinnen und Leser der ursprünglichen Trilogie dürfen sich zwar über ein Wiedersehen mit vertrauten Figuren freuen, doch die Geschichte hat einen klaren Fokus: Sie zeigt, wie sich Orpheus' Intrigen entfalten und Staubfinger unweigerlich in seinen Bann ziehen.Was Cornelia Funke damals mit Tintenherz so einzigartig machte, war die Idee, die Macht der Worte und Geschichten selbst ins Zentrum zu stellen. Die ursprüngliche Trilogie hat viele Menschen, mich eingeschlossen, nachhaltig begeistert. Nach dem Abschlussband Tintentod schien dieses Kapitel endgültig abgeschlossen, weshalb die Rückkehr in die Tintenwelt mit Spannung, aber auch mit einer gewissen Skepsis erwartet wurde.Tatsächlich hat sich beim Lesen ein ambivalentes Gefühl eingestellt: Einerseits war es bereichernd, wieder in diese besondere Welt einzutauchen, die voller Atmosphäre und Sprachmagie steckt. Andererseits wirkte die Erzählung nicht ganz so kraftvoll wie früher - es fehlte ein Stück von jener Faszination, die die ersten drei Bände getragen hat. Ob dies daran liegt, dass sich die Leserschaft verändert hat oder ob die Geschichte selbst weniger zwingend ist, bleibt offen.Trotzdem: Die Farbe der Rache bietet eine lohnende Ergänzung für Fans, die die Tintenwelt noch einmal betreten möchten. Neben der Haupthandlung enthält das Buch auch Rückblicke auf die Ereignisse der Trilogie - aus Orpheus' eigener, oft verfälschter Perspektive - sowie Zusatzmaterialien wie ein Interview mit der Autorin und eine Übersicht zu den Figuren.Unterm Strich ist es ein Werk, das nicht ganz an die ursprüngliche Magie heranreicht, aber dennoch einen wertvollen Einblick in Funke's Universum gewährt. Wer die Tintenwelt geliebt hat, wird diese Rückkehr nicht bereuen - auch wenn sie sich anders anfühlt als früher.