Erzählt vom Leben der Literatur wie auch vom Leben der Menschen, die sich darum bemühen.
"... jeder Mensch brauche ein Geheimnis, wer keines habe, sei so gut wie tot."Und wenn schon ein Geheimnis, dann ein glückliches statt ein dunkles. Das ist eine der vielen strahlenden Gedanken, die Arno Geiger in "Das glückliche Geheimnis" versammelt hat. Sein persönliches Geheimnis: Er hat Wertvolles gefunden, wo es niemand vermutet hätte - er hat im Altpapier gewühlt und über die Jahre aus dem Ausgegrabenen viel an Erfahrung, Erkenntnis und infolgedessen Schreibkunst gewonnen. Der Prozess an sich hat ihn geprägt und ihm geholfen zu dem Menschen und Autoren zu werden, der er nun ist."Zwischen gut und schlecht gibt es eine schwer fassliche Grauzone, die mir schon mein ganzes Leben zu schaffen macht."In einer von Geiger gewohnt klaren und reduzierten Sprache zeichnet er sein Leben und sein Schreiben nach, insbesondere, was ihn im Hintergrund im Verborgenen begleitet hat - das Auffinden und Studieren von entsorgten Briefen, Tagebüchern und mehr, um seine Stimme und seine Themen zu finden."Ich glaubte fest, dass es weitab von dem, was ich hinstümperte, echtes Leben gab."Es ist ein unverblümt ehrlicher Roman, der an "Das bin doch ich" von Thomas Glavinic erinnert. "Das glückliche Geheimnis" ist nicht nur aufschlussreich für Schriftstellerinnen und Schriftsteller, sondern enthält generell Weisheit über das menschliche Streben und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt."Ich sehnte mich nach der Farbigkeit des Lebens. Diese Farbigkeit lag in der Luft."Arno Geiger gibt nicht nur Einblick in seine Schreibentwicklung und seine Werkstattprozesse, sondern auch in sein Privatleben. "Das glückliche Geheimnis" ist damit zugleich Schreibratgeber, ein plastischer Einblick in die harte ökonomische Realität des schriftstellerischen Daseins, sowie ein pointierter Familien- und Beziehungsroman."Wer sich verlieben will, der verliebt sich, zu seinem Wohl oder Wehe."Geiger erzählt mit heutigen Augen als Erfolgsautor über eine Zeit, in der er nur hoffen, aber nicht wissen konnte, ein solcher Erfolgsautor zu werden, und auch über die Beziehung zu seiner späteren Ehefrau, wo er auch nicht wissen konnte, wie sich alles entwickeln würde - was alles noch geschehen würde müssen, damit sie nicht nur immer wieder zusammenkamen, sondern auch zusammenblieben. Geiger teilt hier kluge Daseinsansichten in glasklarem Ton, auch wenn es oft schmerzhafte Erfahrungen waren, die ihre Grundlage bilden."Die Fähigkeit, warten zu können, ist eine Tugend. Aber nur, weil mans kann, immer weiter zu warten, ist eine Schwäche."Angenehm ist die neue Tradition schriftstellerischer Ehrlichkeit, dem Geniekult ins Gesicht zu lachen: Gut zu schreiben muss genauso erlernt werden wie gut zu leben. Es braucht Fehler und auch den Mut zu diesen Fehlern zu stehen."Und wer findet, dass meine literarischen Leistungen jetzt geschmälert sind: Na wennschon. Mein Glück hängt nicht davon ab, ich lege keinen Wert darauf, Leistung zu erbringen, ich lege nur Wert darauf, mein Leben besser zu verstehen.¿Grundsätzlich gesprochen ist jeder Roman eine Reise mit einem Ziel und den Hindernissen, die dazwischenliegen. Etwas ausgekaut mögen Romane von Schreibenden sein, die über das Schreiben schreiben. "Das glückliche Geheimnis" erzählt aber ebensoviel vom Leben der Literatur, dies versinnbildlicht an der Jagd nach (Alt-)Papier, dessen mal geringem, mal hohem Wert, wie auch vom Leben der Menschen, die sich um dieses Papier bemühen, auch wenn dieses Bemühen immer schon selten wirtschaftlich war (und bis heute ist).