Hat mich nicht ganz gepackt
Journalistin Laura steht vor den Trümmern ihres Lebens: Job weg und der Freund hat eine andere. Also begibt sie sich zu ihrer Freundin an den Neusiedlersee, um sich endlich den langgehegten Wunsch, einen Reiseführer rund um den Neusiedlersee zu schreiben, zu erfüllen. Doch es kommt anders als sie denkt. Während ihrer Suche nach interessanten und unbekannten Orten für ihr Buch findet sie im Schilf des Sees Leichenteil. Dass die ausgerechnet direkt an der Grenze zu Ungarn liegen, erleichtert die Ermittlungen nicht. Natürlich gerät Laura in den Fokus beider Ermittlungen, was dazu führt, eigenmächtig Nachforschungen anzustellen. Dass diese weder der Polizei diesseits und jenseits der Grenze, noch einigen dubiosen Gestalten, die ihr eigenes Süppchen kochen, gefällt, ist klar. Meine Meinung: Ich kenne von Bernadette Németh die im Emons-Verlag erschienenen Reiseführer der 111er-Reihe, daher war ich auf diesen Krimi, der am Neusiedlersee spielt neugierig. Leider lässt er mich ein wenig zwiegespalten zurück. Die vielen Informationen zu unter anderem Botox und der Vogelwelt am, als Meer der Wiener bezeichneten, Steppensee haben mir ebenso gut gefallen wie die Probleme, die wegen des schwankenden Wasserstandes und der Maßnahmen dagegen (Stichwort Einserkanal) gibt. Da werden der Leserschaft interessante Details wie der unterirdische Mineralwassersee oder der Steinbruch von St. Margarethen (abseits der Festspiele) näher gebracht. Das wird alles recht glaubhaft und durchaus fesselnd erzählt. Hier ist die Autorin in ihrem Element. Besonders die Einzelheiten aus Lauras Job in der Medizinerbranche sind sehr gut beschrieben. Das ist allerdings kein Kunststück, ist doch Bernadette Németh im Brotberuf Ärztin. Von der Krimihandlung bin ich leider nicht so begeistert. Irgendwie taumeln die Protagonisten, egal ob sie eine große oder kleine Rolle spielen, durch die Seiten. Sie wirken allesamt blass. Laura, die Hauptperson, erscheint ein wenig depressiv, kleinmädchenhaft und schusselig. Ja, der beinahe gleichzeitige Verlust von Job und Freund, inklusive der Wohnung in Wien, schmerzt und eine Auszeit scheint angebracht. Doch ausgerechnet bei einer Freundin, einer Anwältin, die ein wenig in den Tag hineinlebt und problematische Männerbeziehungen pflegt? Und dass sie sich gleich wieder verliebt, erscheint mir unglaubwürdig. Nun, jede Frau geht mit Liebeskummer und Enttäuschung anders um. Auch das drumherum hätte durchaus fesselnder gestaltet und erzählt werden können. Es geht irgendwie gemächlich zu, auch wenn dazu überhaupt kein Grund besteht. Die Querelen auf der burgendländischen Polizeidienststelle, wo einem Mitarbeiter mit der Entlassung gedroht wird, grenzen an Mobbing und zeugen von schlechter Menschenführung. Dass dann ausgerechnet der angeblich so unfähige Mitarbeiter den Fall zu einem guten Ende bringt, passt dann allerdings wieder. Fazit:Für den sachlich, fachlich und touristischen Teil dieses Romans vergebe ich gerne 5 Sterne, die Krimihandlung hat mich nicht überzeugt. Daher gibt insgesamt 3 Sterne.