Der zweite Weltkrieg ist endlich zu Ende, Deutschland hat verloren und in Bad Oeynhausen stehen die britischen Alliierten in den Startlöchern. Die Engländer beanspruchen die Stadtmitte für sich und die Bewohner und Bewohnerinnen der Stadt müssen umziehen. Die 21jäjrige Rosalie hat keine Familie mehr und sie findet Unterschlupf auf einem Bauernhof. Nebenbei arbeitet sie als Kellnerin in einem englischen Club. Rosalie träumt von einem besseren Leben und hofft, von einem englischen Soldaten geheiratet zu werden. Ihre gleichaltrige Freundin Anne ist nicht gut auf die Engländer zu sprechen. Denn das Familienhotel wurde beschlagnahmt und nun wohnt die Familie in einer Baracke am Stadtrand.
Mit Dont kiss Tommy reiht sich der neue Roman von Theresia Graw in die vielen Bücher ein, die momentan auf den Markt erscheinen und das Thema junge Frau der Nachkriegszeit trifft auf Soldaten der Alliierten aufgreifen. Und doch ist es ein besonderer Roman und unbedingt lesenswert, denn Theresia Graw hat umfangreich recherchiert, wie sie uns in ihrem Nachwort detailliert verrät. Somit ist dieser Roman eine Mischung zwischen wahren Ereignissen und fiktiver Handlung und das macht diesen Roman empfehlenswert. Für mich ist es das erste Buch der Autorin und hat mir sehr gut gefallen. Ich mag ihren flüssigen und modernen Schreibstil und die abwechselnden Kapitel zwischen Rosalie und Anne bieten ein spannendes Leseerlebnis. Die beiden Protagonistinnen entwickeln sich im Verlauf der Geschichte weiter und strahlen Glaubwürdigkeit aus. Das gefällt mir. Längen konnte ich nicht erkennen, ich finde das Tempo genau richtig, zumal die Geschichte auch mehrere Jahre umfasst. Natürlich geht es hier auch um die Liebe, aber die Autorin versteht es, auch die damaligen Lebensumstände gut zu vermitteln und ich habe einiges an Wissen hinzu gewonnen. Vom Buchcover bin ich nicht ganz überzeugt, aber das ist bekanntlich Geschmackssache.
Für mich hat ansonsten alles sehr gut gepasst und ich spreche eine absolute Leseempfehlung aus: 5 Sterne.