Dieses Buch ist das 23. aus der Reihe Bedeutende Frauen, die die Welt veränderten.
Laura Baldini ist das Pseudonym von Beate Maly, die früher selbst als Mobile Frühförderin mit Kindern, die unter anderem eine Störung, die dem breit gefächerten Autismus-Spektrum zugeordnet sind, gearbeitet hat. Dieses Wissen, das sie sich an der Uni Wien angeeignet hat, lässt sich kompetent biografische Romane über Frauen wie Maria Montessori und eben Emmi Pikler sowie über die (fiktive) Krankenschwester Viktorine in Aspergers Schüler schreiben, die sich mit der Entwicklung von Kindern beschäftigen.
Wer ist nun Emilie Emmi Pikler (1902-1984), die wir die ersten vierzig Jahre ihres Lebens begleiten?
Emmi Pikler (1902-1984), ist eine ungarische Kinderärztin und Pädagogin, die als Jüdin in Ungarn wegen des 1920 geltenden Numerus Clausus für Juden nicht studieren darf und deswegen nach Wien übersiedelt. Allerdings begegnet sie auch an der Universität Wien dem Antisemitismus. Sie ist wissbegierig und beobachtet, wie wichtig die Bewegungsfreiheit von Säuglingen für die Entwicklung der von Säuglingen und Kleinkindern ist. Es ist die Zeit, in der Säuglinge nach wie vor in Wickelpolster (Steckkissen) beinahe regungslos in oft viel zu großen Betten liegen. Ihre Praktika absolviert sie bei den renommierten Kinderärzten Clemens von Pirquet und Hans Salzer.
Zurück in Ungarn hat sie es zwar unter dem faschistischen Regime von Miklós Horthy (1868-1957) nicht leicht, zumal Ungarn ihr Wiener Studium nicht anerkennt. Sie muss zahlreiche Prüfungen ablegen. Zusätzlich wird ihr Mann bis 1945 mehrmals wegen regimekritischer Äußerungen verhaftet. Ab 1934 führt sie eine Praxis als Kinderärztin und berät junge Familien zu Methoden der sanften Erziehung heran.
Als dann auch das Horthy-Regime unter Druck von Nazi-Deutschland gerät, ist auch Emmis Leben sowie das ihrer kleinen Tochter in Gefahr. Die beiden werden von einer Familie, die sie bei der Kindererziehung beraten hat, versteckt. Doch niemand weiß, ob und wie lange das Versteck sicher ist.
Meine Meinung:
Wie wir es von Beate Maly/Laura Baldini gewöhnt sind, sind die Fakten penibel recherchiert und der Roman gekonnt erzählt. Die Autorin schreibt im Nachwort, wie sie sich an Dokumenten und Schriften der realen Emmi Pikler und ihrer WeggefährtInnen wie Lili Roubiczek, die in Wien ein Kinderhaus nach den Lehren von Maria Montessori führt, oder Anna Freud, orientiert hat. Einige Charaktere wie Tante Poldi bei der sie in Wien lebt und ihre ungarische Freundin sind fiktiv.
Schmunzeln musste ich, als ich vor wenigen Tagen in einem Flugblatt eines Supermarktes mit Weihnachtsgeschenke für Kleinkinder ausgerechnet jenes Klettergerüst, ein Dreieck, entdeckt habe, das hier im Roman von Emmi Pikler für einen Kindergarten entwickelt worden und auf dem Cover abgebildet ist.
Natürlich hat Emmi Pikler auch zahlreiche Neider und Gegner, die ihre modernen Ansichten ablehnen und Gerüchte verbreiten. Doch gemeinsam mit einigen gleichgesinnten, fortschrittlich denkenden Frauen, gelingt es Emmi Pikler, ihre Ideen zu verbreiten. Ihre Tochter Eva wird in ihre Fußstapfen treten.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem 23. Buch der Reihe Bedeutende Frauen, die die Welt veränderten 5 Sterne und eine Leseempfehlung.