Stimmungsvolle, aber etwas distanzierte Vampirgeschichte, die atmosphärisch überzeugt, aber emotional wenig berührt.
Gibt es eigentlich ungeschriebene Gesetze, wenn es um die Bewertung von Klassikern geht? Darf man einen Klassiker auch einfach nicht mögen? Ich denke schon - und genau so geht es mir mit Carmilla.Ich will die Geschichte gar nicht schlechtreden, aber ehrlich gesagt hatte ich mir mehr davon versprochen. Der Stil war durchaus angenehm zu lesen, doch so richtig fesseln konnte mich Sheridan Le Fanu nicht. Vielleicht lag es auch an der Übersetzung, die für mich etwas distanziert wirkte - das kann ich schwer beurteilen.Die Handlung selbst ist interessant und hat einige spannende Momente, auch wenn vieles recht vorhersehbar war. Die Charaktere bleiben leider blass; sie sind da, erfüllen ihre Rollen, aber sie haben mich emotional kaum erreicht.Trotzdem ist Carmilla eine nette Lektüre für zwischendurch - vor allem, wenn man in herbstlicher Stimmung ist oder etwas Atmosphärisches für die Halloween-Zeit sucht. Fans von Interview mit einem Vampir oder Sleepy Hollow dürften den Ton und die düstere Stimmung zu schätzen wissen - sollten aber keine allzu großen Erwartungen an Spannung oder Tiefgang mitbringen.Lesegenuss:¿¿¿ (Gut gebacken, solide Konsistenz, etwas trocken an den Rändern. Kann man trotzdem noch essen.)Literarische Qualität:¿¿(Schwach ausgeprägt, wenig Tiefe, flach im Geschmack - wie Automatenkaffee.)