"Seinetwegen" von Zora del Buono. Ein Buch über einen Verlust. Ein Blick in die Vergangenheit. Denn Zora del Buonos Vater starb vor vielen Jahren durch einen Unfall. Zora del Buono war damals, im Jahre 1963, 8 Monate alt. Doch der Tod des Vaters hatte Folgen, traumatisierte die alleinerziehende Mutter und war wohl auch immer in der Familie präsent. Denn warum ergibt sich aus diesem Drama wohl viele Jahre später ein Buch? Mutter und Tochter können nicht über den Mann/über den Vater sprechen. Die Tochter blockiert. Der Schmerz ist zu groß. Der Schmerz der Mutter. Aber auch der eigene. Und so brennt sich etwas in das eigene Leben ein, dass man dann irgendwann vielleicht bearbeiten will/bearbeiten muss. In diesem Buch versucht Zora del Buono diesen Verlust zu verarbeiten. Sie begibt sich auf die Suche nach E.T., dem Unfallverursacher. Aber eigentlich ist diese Suche nach E.T. doch so viel mehr. Ein Roman der Recherche wird "Seinetwegen" genannt und ja es ist eine Recherche. Aber nicht nur die Recherche nach E.T. Dieses Buch ist ebenso eine Suche nach dem Vater und ebenso auch eine Suche nach einem verbesserten Umgang mit diesem alten Trauma. Viele Jahre sind vergangen seit dem Tod des Vaters, Mutter und Tochter konnten nicht darüber sprechen, jetzt ist die Mutter dement. Kann man sich diese ungenutzte Chance vergeben? Eine Recherche, wie auch eine Suche nach Vergebung, wie auch ein Blick auf ein altes Grauen. Ein Grauen, dem man vielleicht gern entflieht, in dem man den Blick schweifen lässt, andere Themen einfließen lässt. Sich damit das Schreiben einfacher macht, es zumindest versucht. Denn geht das, sich das einfacher machen? Bei einem Thema, welches nicht loslässt und die Autorin viele Jahre später dieses Buch schreiben lässt.Blicke auf den Vater und Blicke auf den Unfallverursacher finden statt. Blicke auf das Gestern, Blicke, die im Heute angesiedelt sind. Der Täter, der Töter, der Mörder wird zum Menschen. Vielleicht impliziert dies auch ein Vergeben, ein Vergeben können. Die Schreibe klingt danach. Dieses Gestern, dieses Heute und das Abschweifen auf weitere Thematiken zerreißen auch irgendwie den Erzählfluss, machen die Lektüre nicht unbedingt einfach. Wobei ich aber sagen muss, dass dieser Aspekt nicht unbedingt negativ zu bewerten ist. Für mich ist genau diese Art von Blick, diese Art von Recherche völlig stimmig.Denn zu dieser Thematik stellt sich unweigerlich die Frage. Was hätte man selbst an der Stelle der Autorin getan? Man hätte es nicht erleben wollen. Ja. Aber nach dem Wollen geht es nun einmal nicht. Wäre man selbst zu so einer Aufarbeitung fähig gewesen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.Meinen Respekt hat Zora del Buono. Denn "Seinetwegen" ist ein kluger und gelungener Versuch ein Trauma zu verwandeln, eine Heilung in Buchform gewissermaßen. Lesen.