4,5¿¿ Politische Fantasy, wie ich sie liebe!
"Wir alle sind nur Treibgut im Mahlstrom unseres Lebens. Allein das Schwimmen ist bereits ein Sieg."Mit "Navola" nimmt uns Paolo Bacigalupi mit in eine atemberaubende Welt, die mich sehr an das Italien zur Blütezeit der Renaissance erinnert hat. Die Zeit der Medici in Florenz, in der Italien aus lauter Stadtstaaten und kleinen Regionen bestand. Es ist großartige politische Fantasy.Übersetzt aus dem Amerikanischen von Alexander Weber."Haltet diese Nacht gut im Gedächtnis, Prinzling. Bald werdet auch ihr parlobanco sitzen wie Euer Vater, und ihr werdet das Antlitz eines Mannes so gut lesen müssen wie er - und genauso auf der Hut sein, wie di Balcosi es hätte sein sollen. Prägt euch diese Nacht gut ein, mein Junge, denn was ihr da unten seht, ist der Preis des Scheiterns." Davico di Regulai wächst sehr privilegiert und behütet auf. Seiner Familie gehört die Bank im Stadtstaat Navola, die seine Paläste und Türme, seinen Reichtum und seine Macht vor allem Davicos Familie zu verdanken hat. Auch wenn sich die di Regulai gerne unpolitisch geben, ist es doch ihr Geld, ihr Gold und ihre Versprechen die Stadtstaaten und Königreiche stürzen.Doch wie es so ist, Erfolg bringt Neider mit sich. Und zu Davicos Namenstag, der ihn in die Geschäftswelt einführen soll, überschlagen sich die Ereignisse. Davico, der die Hoffnung seiner Familie ist findet sich inmitten von Intrigen der navolanischen Diplomatie wieder und nur das Drachenauge, ein uraltes Artefakt der Familie, wird ihn aus diesem Netz befreien können."Das war es, was ich verlor, als Mörder mit ihren Schwertern auf mich losgingen. Sie nahmen mir nicht das Leben. Sie nahmen mir mein Vertrauen und meinen Anstand."Bacigalupi hat hier eine wirkliche tolle Welt geschaffen und die vielen italienischen Namen und Begriffe haben das Gefühl für diese Welt noch verstärkt. Benutzt wird hier zum Teil auch ein alter italienischer Dialekt, der ggf. zu Beginn etwas verwirren kann.Erzählt wird die Story aus der Sicht des Hauptcharakters Davico, der uns von seinem Leben und seiner Familie erzählt. Von seinem Weg ins Erwachsenenalter, seinen damals noch kindlichen Wünschen und dem Stolz auf seinen Vater. Aber auch der Angst nicht zu genügen, dem Vater eine Enttäuschung zu sein. Er nimmt uns mit in seine Welt, die geprägt ist von einflussreichen Bankiers und Politikern, von Kunstmäzenen und Assassinen, beeindruckenden Palazzos und wunderschönen Weinbergen. Wir erfahren wie diese zersplitterte politische Landschaft zu ständigen Machtkämpfen untereinander führte und wie die komplizierte Machtverteilung es notwendig machte, Bündnisse einzugehen. Wie zu Beginn bereits erwähnt ist es politische Fantasy und das einzig Fantastische ist das Drachenauge, ein Artefakt und Talisman der Familie, das aber eine besondere Rolle spielt."Ich schrubbte meine Angst und mein Entsetzen darüber, was meine Familie war und was wir getan hatten, einfach weg, und am Morgen gab ich nichts von allem preis, was in meinem Geiste lauerte."Für mich war das eine wirklich großartige Lektüre, die nur einen halben Punkt verliert, weil ein Glossar hier wirklich angebracht gewesen wäre, zum Prinzip der Regierungsform, aber auch um Namen/Familien und deren Einflussbereich/Stand nachzuschlagen. Ich freue mich sehr darüber, dass Bacigalupi bereits an Band 2 arbeitet. Etwas anderes ist bei diesem Ende auch nicht möglich. Ich kann es kaum erwarten und hoffe natürlich auf eine Übersetzung.