Spannend und unüblich. Dabei verkauft und theoretisch. Ohne Spaß am hinterfragen des logischen Denkens schwierig
Hier ist er nun. Der lang ersehnte nächste Roman von Rebecca F. Kuang. Und auch wenn ihre anderen Werke schon lange auf meinem SuB liegen, so ist dies der ersten Roman, den ich wirklich von ihr lese. Die Idee klingt zunächst spannend. Wir befinden uns in einer Welt, in der es Magie gibt. Sie wird dank in Kreide verfasster Pentagramme hauptsächlich ausgeübt und gilt als Studienfach, dass man an angesehenen Universitäten wie Cambridge oder Oxford studieren kann. Und in diese Kreise verschlägt es einen. die Studenten Alice und Peter können sich mit dem Tod ihres Doktorvaters nicht abfinden, verschaffen sich dank Magie einen Zugang zur Hölle und möchten ihn von dort zurückholen. Die Intention der beiden könnte allerdings nicht unterschiedlicher sein. Und los geht es mit einem Abenteuer in einer Welt geschaffen aus den bekanntesten Darstellungen der Hölle wie Dantes Inferno oder der griechischen Mythologie. Die Tatsache, dass niemand weiß wie die Hölle wirklich aussieht und welche Beschreibung der Realität am nächsten kommt wird dabei immer wieder aufgegriffen. Ich mag das Worldbuilding hier sehr, muss aber auch zugeben, dass ich eine kleine Schwäche für die Darstellung der Unterwelt in verschiedenen Mythologien habe. Dem ein oder anderen könnte das ein wenig abstrus oder konfus vorkommen. Auch werden die Handlungsentscheidungen häufig sehr verkopft und theoretisch vorbereitet, dass ganze quasi zu jeder Zeit sehr universitär und wissenschaftlich gehalten. Wenn man einen Faible für Logik und die Grenzen des logischen Denkens hat, dann fühlt man sich hier pudelwohl. ich kann allerdings auch sehr gut nachvollziehen, dass dies nicht das Steckenpferd jeden Lesers ist und man sich dann von diesen ganzen Theorien erschlagen oder gelangweilt fühlt. Die Charaktere die unseren Protagonisten über den Weg laufen sind zum Teil spannend entwickelt. Allerdings sind fast alle die größeren Teil an der Handlung haben auch wieder irgendwie mit der Universität und der Magielehre verknüpft. Gibt es keine anderen Unis außer Oxford? Gibt es kein anderes Land in dem Magie gelehrt wird außer England? Zwar sind es so Personen, die Alice und Peter in ihrem Leben bekannt waren, aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich in die Hölle hinabsteige und die einzigen Seelen, die dort unten besondere Rollen einnehmen zum meinem früheren Leben beziehungsweise zu meinem Umfeld als Lebender in der Oberwelt in Beziehung stehen? Manches ist mir dann auch ein bisschen zu schnell abgehandelt, wenn ich bedenke, wie so mancher Antagonist lange Zeit aufgebaut wird um dann gefühlt in einer Sekunde zu verschwinden. Alles in allem mag ich das Buch trotzdem sehr. Es ist definitiv nicht nur ein weiteres Fantasy-Buch nach Schema F, sondern versucht seinen eigenen Weg zu gehen. Und es macht definitiv Lust darauf die anderen Werke jetzt mal nach oben auf dem SuB zu holen.