Sehr interessante Einblicke ins Leben in Japan
Einmal Grossbritannien - Japan. Und zurück? Wer weiss. Chris Broad hat als Hilfslehrer für Englisch einen Job in Nordjapan angenommen. Ohne nennenswerte Japanisch-Kenntnisse. Und auch ohne Erfahrung im Unterrichten. Ob das gut kommt? Chris Broad erzählt mit viel Witz von seinen mittlerweile über 10 Jahren in Japan und seinem Youtube-Channel "Abroad in Japan": Schule, Alltag, Wohnen, Essen, Kultur, Geschichte...Erster Eindruck: Ein wirklich sehr gut passendes Cover für ein Japan-Buch. Mir gefällt zudem das Wortspiel des Buchtitels in Zusammenhang mit dem Namen des Autors.Einleitend muss ich gestehen, dass mir der Name Chris Broad und sein Youtube-Channel nicht bekannt waren. Auch wenn er sage und schreibe über 3 Mio. Abonnenten und 500 Mio. Aufrufe hat. Wow! Selbstverständlich habe ich nun jedoch einige seiner Videos angeschaut.Japan ist in letzter Zeit vermehrt ein Trend-Reiseziel geworden. Bei mir steht dieses Ziel nur lesetechnisch auf der Bucket list. Es gab so viele interessante Themen und Fakten, wie z.B.- Im Grossraum Tokio leben rund 37 Mio. Einwohner - das sind mehr als die Hälfte der britischen Bevölkerung in einer einzigen Stadt!- In der Stadt, in der Chris zu unterrichten begann, leben rund 100'000 Menschen, darunter sind weniger als 10 Westler! Da sticht man leuchtend aus der Masse heraus.- Wichtig ist, dass man die Japaner niemals vor den Kopf stösst. Das allzu direkte Verhalten, dass wir Europäer doch gelegentlich an den Tag legen, ist dort also nicht angebracht.- Um die Sprache zu lernen, muss man 2'000 Kanji-Zeichen lernen, 3 Schriftsysteme und 3'000 Alltagsvokabeln. Oha!- Mobbing ist ein unwahrscheinlich grosses Thema in Japan. Bedauerlicherweise sind 66% von 9'000 befragten Kinder Opfer von Mobbing geworden. Aber noch tragischer ist, dass fast 47% zugaben, sie wären sowohl Opfer als auch Täter!- Eine akzeptabel grosse Wohnung zu einem vernünftigen Preis als Ausländer mieten zu können, gestaltet sich immens schwierig."Es ist besser, viele Dinge unausgesprochen zu lassen." (Japanisches Sprichwort)Als ich dieses Buch zu lesen begann, habe ich mich nur gefragt, ob ich Chris mutig oder naiv nennen sollte. Und ich denke, wohl beides. Es braucht Mut für ein solches Abenteuer und es braucht ebenso eine Portion Naivität, denn wenn man alles bis ins Letzte vorab analysieren will, wird man gewisse Dinge nicht (mehr) umsetzen können. Überrascht hat mich im Nachwort des Buches, dass Chris sich selbst als ängstlich einschätzt. Und dass er nach seinem Entscheid, nach Japan zu gehen, regelmässig von Panikattacken heimgesucht wurde. Das kam für mich überhaupt nicht so rüber.Mich hat das Buch sehr unterhalten und ich bedanke mich für die Einblicke ins japanische Leben. 5 Sterne.