"Blood of Hercules" von Jasmine May, ist für mich jetzt schon ein absolutes Jahreshighlight. Und das will etwas heißen, denn gerade bei Büchern mit griechischer Mythologie bin ich unglaublich kritisch. Ich liebe die griechischen Götter- und Heldensagen über alles, habe unzählige Werke auf Griechisch gelesen und kann es nur schwer ertragen, wenn moderne Romane diese Welt zu stark verzerren oder oberflächlich behandeln. Doch dieses Buch hat mich wirklich überzeugt - mehr noch, es hat mich begeistert.Die Geschichte rund um Alexis ist tiefgründig, spannend und voller Wendungen. Sie hebt sich klar von den vielen anderen Titeln ab, in denen Sterbliche für die Belustigung der Götter in Spielen gegeneinander antreten. Trotz der Vielzahl an Göttern, Halbgöttern, mythologischen Wesen und Nebenfiguren hatte ich nie das Gefühl, den Überblick zu verlieren - im Gegenteil: Jede Figur ist so eigenständig und authentisch gezeichnet, dass sie mir sofort im Gedächtnis blieb. Besonders Alexis mochte ich von Anfang an. Sie ist stark, aber nicht unverwundbar, und ich habe oft mit ihr mitgelitten. Gleichzeitig spürt man, dass ihr größter Gegner noch im Schatten lauert und wir ihn im ersten Band noch gar nicht kennengelernt haben!Was mich ebenfalls positiv überrascht hat, waren die eingeschobenen Kapitel aus der Sicht von Figuren wie Patroklos, Kharon oder Achilles. Diese Perspektivwechsel haben der Geschichte zusätzliche Tiefe gegeben, ohne den Fokus auf Alexis zu verlieren. Der einzige Punkt, der mich kurz rausgerissen hat, war die Entscheidung, die griechischen Götter Latein sprechen zu lassen. Das erschien mir einfach unlogisch - Altgriechisch hätte besser gepasst, aber ich verbuche es unter künstlerischer Freiheit.Und dann gibt es da noch Nyx. Die unsichtbare Giftschlange ist mit Abstand der beste tierische Sidekick, den ich seit Langem gelesen habe. Ihr Humor ist herrlich bissig, genau mein Geschmack, und sie hat mir beim Lesen mehr als einmal ein Lachen entlockt."Blood of Hercules" ist für mich der Beweis, dass es auch heute noch möglich ist, alte Mythen neu, tiefgründig und packend zu erzählen!