Die engagierte Lehrerin Helen überlebt einen Bombenanschlag durch die Hilfe eines Unbekannten, erleidet dabei dennoch einen großen Verlust. Vorher hat Helen sich sehr über ihre Ehe identifiziert, was im Prolog deutlich wird, aber nun ist sie sich selbst entfremdet und ihrem eigenen Leben, nur die ständigen Gedanken an James, den Unbekannten, von dem sie nur den Namen weiß, und der Wunsch, ihn zu finden, halten sie aufrecht. Um die Familie und die Beziehung zueinander zu retten, kommt Helens Mann Frank auf die Idee, mit der Yacht Innisfree, auf der sie sich kennen und lieben lernten und glücklich waren, eine Reise über den Atlantik zu unternehmen.
Erzählt wird aus Helens Ich-Perspektive, wodurch ich ihr Leid und ihre Verzweiflung unmittelbar mit erlebe. Ihre Gefühle haben mich sehr berührt und betroffen gemacht, wiederholt musste ich beim Lesen eine Pause einlegen. Polly Clark schreibt einfühlsam, eindringlich und emotional, Helens Veränderung ist schmerzhaft und quälend, dabei durchaus glaubwürdig, und auch die Figurenzeichnung der anderen Charaktere um Helen überzeugt, sie sind lebensnah und vielschichtig.
Die Reise auf der Innisfree beginnt etwa ab der Hälfte des Buchs. Zu Helens Kampf um Heilung kommen die Herausforderungen des Segelns auf dem Ozean und die Konflikte des Zusammenlebens mit Frank, dem gemeinsamen Sohn Nicholas und der Pflegetochter Sindi auf engstem Raum. Der packende und bildhafte Schreibstil der Autorin hat mich praktisch mit auf die Yacht versetzt, wo ich die Ereignisse fasziniert verfolge. Die Gefahren durch die Elemente verlangen Helen das Äußerste ab und die dramatische Geschichte bleibt spannend bis zum Schluss. Da wird die Frage, ob Helen irgendwann loslassen kann und bereit für Neues ist, fast zur Nebensache.