Nikolas Jaspert nimmt uns mit auf seine Reise in das Mittelalter und dessen Beziehung zum Meer, worüber die meisten von uns wenig wissen. Je nach persönlichem Interesse haben wir in der Schule mehr oder weniger über das Meer im Mittelalter gelernt. Ja, die Hanse und ihr Handel war den Lehrkräften bedeutsam genug, hing doch der Reichtum von zahlreichen (Hanse)Städten von Hamburg bis Augsburg. Aber darüber hinaus? Wer die Menschen waren, die sich aufs Meer hinausgewagt haben, wie sie das Meer betrachtet oder welchen Nutzen sie daraus gezogen haben, wurde vernachlässigt.
Diese Bildungslücken kann dieses interessante Sachbuch nun schließen. Anhand von Überlieferungen, Handels- und Zolldokumenten sowie archäologischen Artefakten und Befunden gelingt es ihm, die Bedeutung der Meere im Mittelalter abseits von Verkehrsflächen zu belegen. Auf knapp 600 Seiten erzählt über die faszinierende Beziehung zwischen Meer und Mensch.
Mir haben die Kapitel über die Schätze des Meeres (Perlen, Muscheln, Korallen, Bernstein, Ambra und Salz) am besten gefallen. Oh ja, Salz zählt auch dazu. Als Österreicherin bin ich natürlich vom Salinensalz aus den Bergen verwöhnt. Dabei haben Salzgärten in der Bretagne oder Sizilien lange zur Gewinnung des lebenswichtigen Salzes lange Tradition.
Das Buch liest sich trotz der Fülle an Informationen angenehm. Nach der Lektüre dieses Sachbuchs müssen wir unser Bild vom Mittelalter, das vor allem von Bauern, Rittern und Klöstern geprägt ist, revidieren. Auch Binnenländer wie Schweiz oder Österreich haben durch ihren Handel mit den Schätzen aus dem Meer Anteil am Mittelmeer oder Nord- und Ostsee.
Der Autor ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität von Heidelberg und vergisst nicht, den sorgsamen Umgang mit den Meeren einzumahnen. So erwähnt er, dass Einschränkungen von Fangquoten bereits im
Mittelalter verhängt worden sind, um dem Fischbestand Erholung zu gönnen.
Fazit:
Dieser Lektüre, die den Horizont erweitert gebe ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.