Mittelmeerküche und -flair
Das Verhältnis zwischen Griechenland und Türkei gilt als - nennen wir es - getrübt. Insofern stellt "Alles in die Mitte" von Onur Elci und Elissavet Patrikiou eine Art Völkerverständigungsprojekt dar. Und das liegt bei aus mitteleuropäischer Sicht tendenziell ähnlichen Gerichten und Art zu essen an sich ja auch nah. Ob es gelingt?! Wir werden sehen ... Nach einer kurzen Einführung geht es los mit nach Mittelmeerregionen gegliederten Rezepten und Geschichten: Levante, Türkei, Griechenland und westliches Mittelmeer. Jede Region wird mit Text, zahlreichen Bildern und natürlich Rezepten vorgestellt. Die wiederum reichen von Vorspeisen über "Dips", Hauptgerichte bis zu Süß-Herzhaftem, sodass man letztlich für jede Gelegenheit, bei der man verschiedene Gerichte zum Teilen (aber auch als Einzelgericht) anbieten möchte, fündig werden sollte. Durch die Mischung von Kochbuch und Buch zur Kultur der Mittelmeerregion enthält das Buch vergleichsweise wenige Rezepte, lässt dadurch aber umso mehr Flair entstehen bzw. macht Lust, sich mit einer Mittelmeerregion vielleicht noch intensiver auseinanderzusetzen. Die Rezepte sind klar strukturiert: Zutaten und Zubereitungsschritte gut erkennbar bzw. verständlich. Außerdem gibt es viele Tipps zur Zubereitung (Was man am Vortag schon machen sollte, was man bei einer Zutat keinesfalls tun sollte) bzw. wie man bestimmte Aromen hinbekommt, wenn die Gegebenheiten andere sind als in der Region üblicherweise gegeben (etwa wenn auf dem heimischen Handtuchbalkon eben kein Grill betrieben werden kann). Einige Rezepte sind altbekannte Basics wie Fladenbrot oder Pita, es wird aber auch mal experimenteller wie bei Deconstructed Baklava mit Mascarpone und Pistazien. Einige der Rezepte schaffen es auf meine "Sobald-als-möglich-ausprobieren"-Liste, als da wären Filoteigrollen mit Feta und Zucchini, Feta im Sesammantel mit geschmortem Gemüse, Gebackene Pfirsiche mit Rucola, Basilikum und Büffelmozzarella oder Wassermelonen-Gazpacho. Bewusst sein sollte man sich, dass nicht alle Zutaten unbedingt leicht zu finden sein dürften: Manouri oder Granatapfelmelasse sind mir noch in keinem (Dorf-)Supermarkt begegnet. Dass es keine Icons oder sonstige Kennzeichnungen von Rezepten bzw. Gerichten für bestimmte Nahrungspräferenzen gibt und auch keine Angaben zu Zubereitungszeiten, schmälert die Alltagstauglichkeit. Alles in allem ein schönes Buch, das einen Überblick über die Küche des Mittelmeers gibt und Land und Leute vorstellt: 3,5 aufgerundete Sterne.