Interessante Einblicke
Das Buch Keine Angst vor dem Leben, biographische Momentaufnahmen zu Dietrich Bonhoeffer, geschrieben von Uwe Schulz ist sehr aktuell und interaktiv gehalten. Durch den modernen Schreibstil, wird Dietrich Bonhoeffer (DB) zu jemandem aus unserer Zeit. Ausführliche Quellenangaben, weiterführende Links und QR-Codes ermöglichen Themen zu vertiefen, die im Buch keinen Platz gefunden hätten. Bei dem Buch handelt es sich nicht um eine typische Biographie, die DBs Leben von der Geburt bis zur Ermordung erzählt, sondern, wie der Titel gut beschreibt, werden in sieben Kapiteln Themen aus DBs Leben, wie z.B. Schuld oder Liebe hervorgehoben. Dadurch schafft es der Autor, DB von dem Sockel eines unnahbaren Glaubenshelden herunterzuholen. "Alle Versuche aus Dietrichs Denken, Glauben, Handeln für unser eigenes Leben Regeln und Formeln herauszudestillieren, sind riskant", schreibt Uwe Schulz auf Seite 38. Danach folgt Kritik an Personen und Personengruppen, die das, seiner Meinung nach, tun. Er stellt sich dagegen, DB als Vorreiter des polit. Widerstands zu sehen. Gerne hätte ich gewusst, warum der Autor das so sieht, denn leider haben diese kritischen Anmerkungen dem Buch einen Beigeschmack verliehen, den ich durch die gesamt Lektüre hindurch nicht loswerden konnte. Der Autor stellt heraus, dass DB sowohl Akademikern als auch einfachen Arbeitern etwas zu sagen hat, weil er viel gereist ist, nach Kuba und New York, die Oper und Konzerte liebte und in vielen Welten Zuhause ist, bei "Austern und Weißwein" genauso, wie bei "magerer Erbsensuppe". Diese Wesensart DBs finde ich besonders gut in diesem Buch beschrieben und ich finde, gerade deswegen, weil sich DB überall und mit Menschen jeder Provenienz wohlfühlen konnte, ist es überhaupt nicht verwunderlich oder gar verwerflich, dass es umgekehrt genauso geschieht. Dass Menschen aller Lebens-Glaubens-Bereiche sich in ihren schwierigen Lebenslagen mit DB identifizieren können und seine Gebete, Zitate und Briefe heute noch Worte der "Ermutigung in Zeiten großer Verunsicherung und Zukunftsängste" sind. (S. 184). Folgender Satz: "Dietrich leistet Widerstand, als der Staat Unrecht zu Recht erklärt und absichtlich Gottes Gebote verletzt." (S. 126), macht deutlich, warum das Leben und Wirken DBs Vorbildcharakter hat. Hinten im Buch findet sich dann doch noch eine kleine und sehr interessante Chronik zu DBs Leben. Das Buch gibt viele gute Impulse zum Nach- und Weiterdenken, zum Innehalten und Abschreiben, und Einblicke in ein Deutschland der Vergangenheit.