Besser, wenn man die Serie noch nicht geschaut hat.
Mit Kreuzweg der Raben kehrt Andrzej Sapkowski zu den frühen Jahren des wohl berühmtesten Hexers der Fantasy zurück. Geralt ist hier noch nicht die Legende, die er später sein wird, sondern ein junger Kämpfer, der sich seinen Platz in einer feindlichen Welt erst verdienen muss. Für Fans klingt das natürlich nach einem Fest - und zu großen Teilen ist es das auch. Sapkowski erschafft erneut eine Welt voller Kreaturen, Intrigen und düsterer Moral, in der jeder Schritt zur Gefahr werden kann.Allerdings: Wer die Netflix-Serie schon gesehen hat, kennt viele der zentralen Konflikte und Wendungen bereits. Dadurch fühlt sich das Lesen gelegentlich überraschend langatmig an. Man weiß, wohin die Reise geht, und die Überraschungen bleiben eher im Kleinen.Sprachlich bleibt Sapkowski (oder die Übersetzung) eher schlicht - solide, oft atmosphärisch, aber weit entfernt von dem, was man als literarisch anspruchsvoll bezeichnen würde. Dafür glänzt er wie immer in Weltenbau und Figurenzeichnung.Fazit: Für eingefleischte Witcher-Fans definitiv ein Muss - aber wer bereits durch die Serie tief in Geralts Welt steckt, sollte sich darauf einstellen, dass viele Abenteuer vertraut wirken. Der Zauber der Welt ist trotzdem da, nur der Überraschungseffekt bleibt aus.Lieben Dank an den dtv Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars über Netgalley.