Raben, Runen und richtig viel Rambazamba
Es riecht nach kaltem Stahl, altem Blut und nassem Leder - und mittendrin steht er: Geralt, der wohl wortkargste Charmebolzen, den die Fantasy je gesehen hat. Sapkowski hat es mal wieder geschafft, mich in seine düster-verrückte Welt zu saugen. Und das, obwohl der Anfang eher nach "Hexer-Bootcamp" klingt. Junge Hexer, harter Drill, ein Mentor mit mehr Geheimnissen als ein dunkler Magierturm - und schon ist man drin im Sumpf aus Monstern, Intrigen und Schwertgeklirre.Was mir besonders gefällt: Dieser Band kratzt an Geralts Ursprüngen, ohne zu sehr in Selbstmitleid oder Heldentum zu verfallen. Stattdessen gibt's deftige Sprüche, absurde Situationen und die Art von Magie, die nicht glitzert, sondern beißt. Preston Holt ist ein Mentor, den man gleichzeitig umarmen und erschlagen möchte, und Vrai Natteraven? Eine Mischung aus Schachspielerin, Sirene und wandelnder Katastrophe.Sapkowski schreibt wie ein alter Hexer mit zu viel Met im Blut - lakonisch, bissig, mit einem Augenzwinkern. Es gibt Absätze, bei denen ich lachen musste, während gleichzeitig jemand den Kopf verliert (im wahrsten Sinne). Aber zwischen all dem Blut und Chaos steckt eben auch Philosophie: Was bedeutet es, ein Monster zu sein - oder das Monster zu jagen?Kleine Schwäche: Einige Kapitel wirken etwas zerhackt, als hätte der Autor selbst mitten im Kampf kurz eine Pause gebraucht. Doch unterm Strich ist das wieder feinster Witcher-Stoff - roh, rau, mit Herz und Hieb. Der Großmeister zeigt, dass er's noch draufhat, auch wenn die Serie dagegen plötzlich ziemlich blass wirkt.Ein düsteres, dreckiges Vergnügen, das nach Metall schmeckt und nach mehr schreit.