Das neue Buch der Nahost-Expertin und preisgekrönten Journalistin
Für ihr neues Buch hat Natalie Amiri bis in den Sommer 2025 hinein recherchiert und zahllose Gespräche geführt: mit Menschen aus Gaza, wo internationale Journalisten seit Kriegsbeginn keinen Zugang haben - über ihre Fassungslosigkeit, dass die Welt diesem Krieg seit zwei Jahren zusieht. Sie ist im engen Austausch mit der Zivilbevölkerung im Iran, die unter den zunehmenden Repressionen und den Folgen der Angriffe im Juni 2025 leidet.
In Israel spricht sie u. a. mit dem ehemaligen israelischen Premierminister Ehud Olmert, der sich Sorgen macht, dass »die Seele des Landes« durch Netanyahus Egoismus zerstört wird. Sie trifft israelische Angehörige getöteter Geiseln, reist zu kurdischen Frauen, die in Nordostsyrien die Stellung gegen den IS halten - und spricht mit dem Sohn des in Israel lebenslang inhaftierten Marwan Barghouti, dessen Bedeutung für die Palästinenser mit der Nelson Mandelas für Südafrika verglichen wird.
Im besetzten Westjordanland, wo Palästinensern im Schatten des Gaza-Krieges mehr und mehr Land genommen wird, trifft Amiri u. a. auf Basel Adra, Oscargewinner des Dokumentarfilms »No Other Land«. Adra, der mit seinem israelischen Co-Autor die Gewalt von radikalen jüdischen Siedlern gegen Palästinenser dokumentiert, wird heute durch jene noch mehr als zuvor bedroht.
Auch von ihren Begegnungen mit Menschen in Syrien nur Tage nach dem Sturz des Assad-Regimes, die für den Moment aufatmen, berichtet sie. Vom Libanon, der nach der massiven Schwächung der Hisbollah politisch zum ersten Mal handlungsfähig sein könnte.
Darüber hinaus fließen ein Austausch mit Carla del Ponte über das Völkerrecht und Deutschlands Glaubwürdigkeit, Gespräche mit der kürzlich verstorbenen Margot Friedländer über das »Menschsein« und eine iranisch-israelische Freundschaft in das Buch ein. Damit gelingt Natalie Amiri etwas, das heute fast unmöglich erscheint: Sie vermittelt zwischen den Welten, weckt Empathie für alle Seiten und zeigt die Sehnsüchte, Ängste und Hoffnungen der Menschen.