"Das Beste sind die Augen" ist kein Buch für schwache Nerven, auch wenn die Horror-Elemente teilweise neben den anderen Themen stark in den Hintergrund traten. Denn Monika Kim nimmt einen mit auf einen feministischen Horror-Trip, verarbeitet dabei aber so vieles: Female Rage, Gesellschaftskritik, Rassismus, Exotisierung und das vor einer abgründigen, fast schon surrealen Atmosphäre.Jiwon als Protagonistin ist unbequem, wütend, überfordert und wird, wie auch ihre Familie und die anderen Figuren, recht authentisch geschildert. Ihren Wandel - dieses Bedürfnis, Augen essen zu wollen - nahm jedoch so schnell Überhand, dass ich es zunächst nicht ganz greifen konnte. Für mich kam dieser Shift zu abrupt und wurde nicht genug vorbereitet. Gerade am Anfang hätte es dahingehend mehr Zwischentöne, mehr Aufbau gebraucht, um es nachvollziehbar statt abwegig zu gestalten. Aber diese Einschätzung hatte ich schnell überwunden, da mich der Rest des Buches vollends einnehmen konnte. Die Art, wie Kim die Gewalt und den Horror einsetzt, ist ein Aufschrei gegen den Male Gaze und all das, was asiatische Frauen in einer weißen Mehrheitsgesellschaft ertragen müssen. Dabei driftet der Roman manchmal in der Logik etwas ab, was ich auch nicht immer zu hundert Prozent nachvollziehen konnte, es passte aber zu diesem fiebrigen, fast schon albtraumhaften Vibe, den das Buch durchzog.Was bleibt: Ein Buch, das wütend macht, einen vielleicht auch etwas verstört zurücklässt, aber auch irgendwie starkmachende Signale übermittelt. Für mich war es auf jeden Fall sehr lesenswert und etwas Neues, das bei mir die Lust nach mehr Horrorliteratur gestärkt hat.