Für mich zu reißerisch
"Welcome Home" von Arno Strobel ist laut Verlagsangaben ein Psychothriller. Dem würde ich nicht ganz zustimmen, denn für mich enthält ein Psychothriller das eher leise Grauen, psychologische Spannung, die sich zunächst eher in den kleinen Veränderungen, Gesten und Geschehnissen äußert. Im Fall der Kleinfamilie von Ines und Marco Winkler, die mit der kleinen Tochter Emilia und dem Familienhund in eine Eigenheimsiedlung im Spessart ziehen, klein und familiär, ganz anders als in der bisher gewohnten Großstadt, ist das ganz anders. Denn es dauert nicht lange bis zur ersten und eher grausam zugerichteten Leiche, der andere folgen werden.Die Idylle mit den überwiegend netten und herzlichen Nachbarn steht schon bald unheimlichen Geschehnissen und Gewalt gegenüber. In der Siedlung bricht Panik aus. Spätestens als dann auch noch Emilia verschwindet, will Marco Winkler herausfinden, wer hinter dem Schrecken steckt.Strobel scheint, wenn ich Rezensionen in Buchcommunities sehe, eine treue Fanbasis zu haben, die sich begeistert über das Buch äußert. Ich kannte den Autor bisher nicht, wusste also nicht, was ich zu erwarten hatte. Vielleicht liegt es daran, dass mich "Welcome Home" aus mehrerlei Gründen enttäuscht hat. Ich fand das Buch reißerisch und over the top geschrieben. Marco Winkler agiert wie eine Art einsamer Kämpfer im Spessart, die Polizei bringt nichts auf die Reihe und verhält sich eher realitätsfern, und obendrein finde ich das dargestellte Frauenbild fragwürdig: Die Frauen hocken zitternd zu Hause, während die Männer als Beschützer Patrouillien organisieren. Frauen haben hier das schwache Geschlecht zu sein, deren Rolle darin liegt, Opfer zu sein. Nein danke, solche Stereotypen mag ich überhaupt nicht. Es mag ein pet peeve sein, aber ich bevorzuge Spannungsromane, die noch irgendwie realistisch sind. Hier war mir vieles zu dick aufgetragen.