How to Feed a Demon
Sabine Riedel
Urban Fantasy, Cozy Mystery Vibes, Coming of Age
Lesetipp für alle, die sich gerne in eine magische Welt voller schräger Gestalten, Herz, Humor und ein bisschen Gänsehaut verlieren möchten und das ohne gleich mit epischen Schlachten und finsteren Prophezeiungen bombardiert zu werden. Wer Cozy Fantasy mag, wird sich hier richtig wohlfühlen.
Schreibstil und Worldbuilding
Sabine Riedel schreibt leicht, flüssig und bildhaft, sodass man sofort in Maries Welt hineingleitet. Die Seiten flogen nur so dahin, ohne dass es jemals langatmig wurde. Besonders gefallen hat mir, wie liebevoll und kreativ sie die Dämonen beschreibt von bekannten bis hin zu richtig obskuren Wesen, von denen ich zum Teil noch nie gehört hatte (Blutschink? Fänggin? Yes, bitte mehr davon!). Dieses kleine Dämonen-Lexikon, das eingestreut wird, war für mich das Sahnehäubchen herrlich informativ und gleichzeitig so charmant geschrieben, dass man am liebsten gleich sein eigenes kleines Monster adoptieren möchte.
Setting
Ein altes, etwas verfallenes Hotel mitten im Nirgendwo, das sich als Urlaubsresort für Dämonen entpuppt klingt wild, ist es auch, aber auf die beste Art. Ich mochte den Kontrast zwischen dem trostlosen Startpunkt der Geschichte und der heimeligen, leicht gruseligen Atmosphäre, die sich Stück für Stück entfaltet. Das Hotel hat wirklich Charakter und wird fast selbst zur Figur mit knarzenden Böden, schiefen Türrahmen und jeder Menge Geheimnissen hinter den Türen.
Charaktere
Marie war für mich direkt sympathisch ein bisschen verloren, ziemlich mutig und mit einer ordentlichen Portion Trotz im Herzen. Man möchte sie einfach in den Arm nehmen und gleichzeitig anfeuern, wenn sie sich zwischen Irrlichtern und Golems durchschlägt. Aber das wahre Highlight sind für mich die Dämonen. Keine generischen "Ich-bin-böse-und-sexy"-Typen, sondern schrullige, schräge, liebenswerte Figuren, jede mit eigener Geschichte, Eigenheiten und einem kleinen Stück Herz. Besonders schön fand ich, wie unterschiedlich sie alle waren von scheu bis durchgeknallt, und doch irgendwie alle auf der Suche nach einem Ort, an dem sie akzeptiert werden.
Darum gehts?
Marie flieht vor einem kaputten Leben enttäuscht von der Liebe, ignoriert von den Eltern, ihre geliebte Oma ist gestorben. Ihre Flucht endet in einem scheinbar verlassenen Hotel, das sich als Rückzugsort für Dämonen entpuppt. Und als ob das nicht schon verrückt genug wäre, wird sie auch noch zur neuen Hotelchefin ernannt mit der Aufgabe, diesen besonderen Ort zu bewahren. Zwischen Mahnungen, maroden Rohren, einem mysteriösen Schatz und sehr besonderen Gästen muss Marie nicht nur lernen, das Chaos zu managen, sondern auch sich selbst wiederzufinden.
Was hat mir gut gefallen?
Ganz klar: das Gefühl. Dieses Buch hat Herz. Es bringt einen zum Lachen, zum Schmunzeln, manchmal zum Schlucken. Ich habe die Mischung aus Fantasy, Coming of Age, ein wenig Romantik und viel Gefühl geliebt. Dass die Dämonen mal nicht als klassische Bösewichte dargestellt werden, sondern als verletzliche, schrullige Wesen mit Sehnsüchten und Macken, war für mich ein absolutes Highlight. Auch die kleinen Andeutungen auf größere Geheimnisse haben die Spannung gut gehalten. Und ich liebe einfach Bücher, bei denen man sich am Ende wünscht, Teil dieser verrückten Gemeinschaft zu sein.
Was mochte ich nicht so?
Die Romanze, die im Klappentext angeteasert wurde, war für mich ein wenig zu flach sie war zwar süß, aber irgendwie zu knapp. Ich hätte mir entweder mehr Entwicklung oder gar keine gewünscht. Außerdem war Marie stellenweise etwas naiv, gerade wenn es um die ernsten Probleme des Hotels ging (Rechnungen? Ach egal, ich geh lieber Dämonen füttern). Aber das sind Kleinigkeiten, die den Lesespaß kaum geschmälert haben.
Cliffhanger oder Stand Alone?
Es fühlt sich nach einem Auftakt an auch wenn das Buch in sich abgeschlossen ist, bleiben genug offene Fragen und Potenzial für mehr. Ich hoffe sehr, dass da noch was kommt! Marie hat definitiv noch mehr zu erzählen und die Dämonen auch.
Fazit:
How to Feed a Demon war für mich wie eine Tasse heiße Schokolade an einem regnerischen Herbsttag gemütlich, süß, ein bisschen geheimnisvoll und mit einer Prise Magie. Die Idee mit dem Dämonen-Hotel ist originell, das Setting liebevoll ausgearbeitet und die Charaktere herrlich anders. Wer auf der Suche nach einer Fantasy-Geschichte ist, die nicht laut, aber tief geht, bei der man sich gleichzeitig wohlfühlen und überraschen lassen kann der sollte hier unbedingt reinschauen.
von 5 ein echter Wohlfühl-Urban-Fantasy-Schatz, mit kleinen Schwächen, aber einem ganz großen Herzen