Ein alter Stoff, aber nicht unbedingt ein schlechter Stoff. ¿ Anders als erwartet aber auf seine Weise dann doch irgendwie spannend.
Ein alter Stoff, aber nicht unbedingt ein schlechter Stoff. - Anders als erwartet aber auf seine Weise dann doch irgendwie spannend.Inhalt: Blaze hat schon von Kindertagen an keine guten Zukunftsaussichten. Seine Mutter wurde ihm genommen, sein Vater nahm ihm durch Misshandlung die Intelligenz und das Waisenhaus, in dem er dann lebte, nahm ihm seine Menschlichkeit.Blaze wird unter sehr widrigen Bedingungen erwachsen und gibt sich mit den falschen Leuten ab. Logisch, dass er auf die schiefe Bahn gerät. Doch mit seinem finalen Coup hat er sich dann wohl doch etwas übernommen.Blaze entführt das Baby reicher Leute und will mit dem Lösegeld und dem Baby ein neues Leben anfangen. Doch seine mangelnde Intelligenz steht ihm im Weg, er macht fatale Fehler und irgendwann ist ihm die Polizei so dicht auf den Fersen, dass eine Flucht nicht mehr möglich ist.Fazit: Das Original dieses Buches ist aus dem Jahr 2007, die deutsche Ausgabe aus dem Jahr 2009. Also schon ein etwas älterer Schinken. Und, wie Herr Bachmann selber sagt, ein Schubladenroman, den er wohl mal wieder ausgegraben hat und ihn etwas überarbeitet hat. Ich bin ohne Erwartungen an die Lektüre herangegangen und konnte mir unter Titel und Cover erst einmal nichts vorstellen. Ich habe es quasi auf mich zukommen lassen und habe es am Ende irgendwie nicht bereut.Am Anfang dachte ich wirklich, dass es hier zwei männliche Protagonisten gab, die ihr Leben irgendwie versuchen zu leben. Doch irgendwann habe auch ich dann gerallt, dass einer der beiden hier wohl agierenden Jungs tot sein soll und nur als Geist im Kopf des Protagonisten existiert. - Ziemlich interessante Unterhaltungen, die die beiden so geführt haben. Irgendwie niedlich, wie sich ein beschränkter Geist auf imaginäre Hilfe verlassen kann. Ich bin davon überzeugt, dass das im wirklichen Leben, bei einer größeren psychischen Störung, durchaus auch so sein kann.Blaze, der Protagonist, hat kein leichtes Leben gehabt. Immer wieder erfährt der Leser Begebenheiten aus seiner Zeit vor dem großen Coup, den er in diesem Buch durchziehen will. - Stellenweise wusste ich nicht, ob mir der Typ leidtun soll oder ob er einfach nur bestraft gehört. Aber wie er dann mitten im Coup drin ist und das Baby bei sich hat, hat er durchaus auch väterliche Gefühle und Zuneigung entwickelt. Man hätte diesen Umstand rein psychologisch durchaus noch größer ausarbeiten können und mehr Gefühle zulassen können. Diese naive Art, mit dem Kind umzugehen, hatte irgendwas an sich, was mich wirklich ziemlich fasziniert hat. Ich habe hier mich gesehen, die so unbedarft mit Kindern ist, dass ich wohl ähnlich agieren oder eher herumstümpern würde.Die Story entwickelt sich langsam und nicht selten habe ich mich dabei erwischt, wie es mich angenervt hat, wenn immer diese Rückblenden in die Kindheit und Jugend des Täters gewesen sind. - Am Ende hat man diesen Täter so aber auch besser kennengelernt. Und auch gemerkt, dass sich ihm durchaus Chancen ergeben hatten, aber zum Teil dann auch wieder wie Seifenblasen zerplatzt sind.So steigert sich die Handlung bis zum großen Finale, was mich aber dann nicht wirklich zufrieden gestellt hat. - Es hat mir nur wieder gezeigt, dass die amerikanische Polizei wohl immer erst schießt und dann fragt. Ich meine, dieser blinde Aktionismus hätte durchaus auch schief gehen können. Für das Kind! - Das Ende an sich ist dann fast schon unspektakulär. Das vermeintlich Gute hat gesiegt und der böse Mann hat mit seinem Leben bezahlt. - Aber für mich steht noch nicht mal fest, ob er wirklich böse war. Er hat doch Zuneigung für das Kind empfunden.Das Buch war alt und durch die schon vorhandenen Leserillen sehr handlich. Es lag beim Lesen gut und leicht in der Hand.Die Seitenaufteilung war augenfreundlich. Die Schriftgröße war angenehm und der Zeilenabstand war nicht zu groß und nicht zu klein. Fürs Dauerlesen war das alles sehr gut geeignet, was dann am Ende dazu geführt hat, dass ich das Buch in gerade einmal zwei Anläufen dann auch durch hatte.An die Art, wie das alles erzählt war, musste ich mich erst einmal gewöhnen. Ich hatte lang kein Buch mehr von Stephen King oder seinem Alias. Deswegen war mir entgangen, wie verwirrend er mitunter schreiben kann. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich die Turm-Reihe auch abgebrochen, seinerzeit. Das war zu sehr Drogenfantasie, als dass ich damit etwas anfangen konnte.Nachdem ich mich dann aber an den Schreibstil gewöhnt hatte, hatte ich zum Teil ein wirklich gutes und realitätsnahes Kopfkino vor meinem geistigen Auge. Ich konnte mich in den Täter stellenweise sehr gut hineinversetzen und auch die winterliche Kälte, die hier geherrscht hat, ging mir stellenweise durch die Knochen.Es ist ein altes Buch, aber für wirklich richtige Hardcorefans von Stephen King sollte es einfach dazu gehören. Einfach der Vollständigkeit halber.Ein riesiger Burner war es jetzt nicht, aber auch kein Totalausfall.