Es geht so...
Zu Beginn hat mich der Roman wirklich abgeholt: Der Ton war leicht, witzig und voller Energie. Doch je weiter die Geschichte voranschritt und sich stärker auf Amayas Kindheit und Jugend konzentrierte, desto mehr verlor sich für mich dieser anfängliche Zauber.Die Erzählung springt zwischen ihrem heutigen Leben als selbstbewusste Schauspielerin und Szenen aus ihrer Vergangenheit hin und her. Gerade dieser Kontrast wirkte für mich oft unausgegoren. Die moderne, unabhängige Frau aus der Gegenwart ließ sich nur schwer mit den strengen kulturellen Erwartungen vereinbaren, die in den Rückblenden thematisiert werden.Auch die Figurenkonstellationen haben mich zunehmend irritiert. Besonders die Dankbarkeit der Mutter gegenüber Amayas deutscher Freundin wirkte auf mich widersprüchlich, da diese Freundin gleichzeitig als Auslöser für vieles gilt, was Amayas Eltern als "falschen Weg" betrachten würden. Ihre Geschwister, die keine vergleichbare Bezugsperson hatten, blieben völlig angepasst - ein Aufbau, der für mich nicht immer überzeugend war. Solche inneren Widersprüche häuften sich und machten das Lesen zunehmend anstrengend.Das Ende, das plötzlich alle Konflikte glättet, fühlte sich schließlich sehr konstruiert an, fast so, als hätte man den schwierigsten Teil einfach übersprungen.Ich kenne sowohl sehr traditionsbewusste marokkanische Familien als auch solche, die völlig offen in zwei Kulturen leben - doch die Darstellung hier wirkte für mich oft wenig plausibel.Fazit: Ein Roman für Leserinnen und Leser, die sich weniger an logischen Brüchen und mehr am emotionalen Erzählfluss orientieren.