Grandios! Beklemmend. Verstörend.
Zu unrecht wurden der Autorin Vorwürfe gemacht, antiisraelische Narrative zu bedienen. Ich finde, sie bleibt in ihrer Erzählung sachlich und sehr knapp, was den Text erzählerisch sehr stark macht. 1949 wird ein beduinisches Mädchen in der Wüste Negev von israelischen Soldaten entführt, vergewaltigt und ermordet. All dies wird eher im Hintergrund dargestellt und man sieht dies aus der Sicht eines Offiziers, der mit einem giftigen Spinnenbiss zu kämpfen hat. In diesem Abschnitt bellt ständig ein Hund, was auch im zweiten Teil der Geschichte wiederholt wird und damit die Verbindung beider Teile bestärkt. Ich kann der Autorin keinen Vorwurf machen, dass sie antiisraelisch schreibt, stimmt nicht. Im Krieg - egal welcher - sind die Schwachen immer im Nachteil. 25 Jahre später macht sich eine junge Palästinenserin auf den Weg und will dieses Ereignis genauer erforschen. Dass dies nicht einfach werden wird, auch um 1974, war ihr von vornherein klar und immer wieder stößt man im 2. Teil auf Ängste der jungen Frau, die sie aus ihrer Sicht erzählt. Als Palästinenserin darf sie sich innerhalb des Landes nur in bestimmten Gebieten frei bewegen und muss mit Kontrollen rechnen. Daher fährt sie mit geliehenem Ausweis und Mietauto mit gelbem Nummernschild los und versucht die Wahrheit in Museen und Archiven zu finden - und scheitert. Ein sehr aktueller und eindrucksvoller, kleiner aber feiner Roman, der die Missstände zweier Bevölkerungsschichten erzählt und auf den Punkt bringt. Wie Eva Manessse sagt: Dieses Buch ist ein Diamant! Zutiefst verstörend und nachdenklich.Über Israel gibt es weitere sehr gute Bücher, die bei Interesse einfach auch gelesen werden können:"Jaffa Road" von Daniel Speck"Who the fuck is Kafka" von Lizzie Doron"Wir spielen Alltag" von Lizzie DoronALLE HABEN MICH AUSNAHMSLOS BEGEISTERT.