Packend gedacht, aber emotional anstrengend ¿ ein Buch, das mehr Geduld als Begeisterung verlangt.
Viel Mythos im Namen, wenig in der Tiefe.
Meine EindrückeIch hatte mich so sehr darauf gefreut: eine Geschichte, in der Figuren der griechischen Mythologie neu interpretiert werden. Doch leider lag ich falsch. Stattdessen bekommt man eine Fantasy-Story mit Göttern, Magie und Drachen - zwar mit einigen mythologischen Namen, mehr aber auch nicht. Der tatsächliche Bezug zu alten Mythen bleibt so gut wie aus.Besonders schwierig war für mich die Protagonistin "Cat". Hier ein Zitat, das nach der Drachenszene am See (ca. Seite 250) fällt:"Du verschwindest für 2 Tage und als du wieder auftauchst, meckerst du wie üblich. Du stellst selbstsüchtige, unmögliche Forderungen. (...) Du bist unbesonnen, stur und feindsinnig. Du besitzt keinerlei Selbstkontrolle. Denkst du jemals nach, bevor du handelst?!"Sie wirkt emotional instabil, handelt impulsiv, belügt sich selbst und andere, sagt oft das Gegenteil von dem, was sie fühlt - und schlägt und tritt ihre Reisegruppe, wenn ihr etwas nicht passt. Das mag schon in der Realität wenig sympathisch erscheinen, und im Buch - erzählt in der sich-Perspektive - habe ich das Verhalten nur schwer tolerieren können. Im Prinzip mag ich die Ich-Perspektive - aber nicht, wenn die Hauptfigur ständig mit starken Stimmungsschwankungen, mangelnder Selbstregulation, Angst vor Verlust, instabiler Identität und impulsiver Gewalt kämpft.Zwei Mal stirbt sie fast, Griffin einmal - und obwohl jedes Mal Reue folgt, findet kaum echte Charakterentwicklung statt. Bis zum Schluss bleibt sie stur und feindsinnig.Da stellt sich natürlich auch die Frage nach Griffin. Einerseits cleverer Stratege, attraktiver Kriegsherr - andererseits lässt er über Wochen hinweg blind dieses Verhalten zu. Zwar wird die Idee verfolgt, dass die gemeinsame Beziehung Cat heilen soll - aber das funktioniert nur im Buch. Im echten Leben wäre das toxisch. Und es macht mir wenig Spaß, das zu lesen. Das wäre dann Dark Romance, die gibt es woanders besser.Die Nebencharaktere? Leider meist Abziehbilder: wenig unterscheidbar, mehr Kulisse als handelnde Personen.StärkenEin paar positive Punkte gibt es: Der Fantasy-Anteil ist hoch, die Welt hat Potenzial und ich mochte die Idee, mythologische Namen und Motive hineinzuziehen. Es gibt durchaus spannende Szenen, Andeutungen zur Vergangenheit, Geheimnisse, die gelegentlich preisgegeben werden. Wer Fan von Romanzen mit dramatischer Handlung und großen Gefühlen ist, könnte hier durchaus etwas finden.SchwächenFür mich überwiegen aber die Schwächen: Der Mythologie-Bezug bleibt oberflächlich, statt einer Neuerzählung bekommt man mehr Standard-Fantasy. Ich habe mich zwischenzeitlich gefragt ob ein Literatur Agent bei einem guten Buch gesagt hat, dass da noch Drachen reinmüssen und alte Götter gerade gut laufen. Dass der Hauptproatgonist dominant sein muss und die Wörter: Alpha, Besitz und Anspruch vorkommen sollen.Die Protagonistin macht zwar vieles mit, verändert sich aber kaum - das wirkt auf Dauer frustrierend. Ihr impulsives, gewalttätiges Verhalten, die ständigen Selbsttäuschungen und die fehlende Entwicklung sind kein Stilmittel, das ich gern gelesen habe. Und die Nebenfiguren bleiben farblos, was die Gruppe insgesamt schwächt.EmpfehlungIch würde Tochter der Götter - Glutnacht Leuten empfehlen, die Lust haben auf Romantasy mit viel Magie, Göttern und dramatischen Ereignissen - aber keine Erwartungen an tiefe mythologische Verknüpfung oder starke Charakterentwicklung haben, sondern spice Szenen wollen und eine Slow- Burn Story. Für mich persönlich ist es eher 2 von 5 Sternen wert - mit kleiner Aufwertung auf 2,5 Sterne, weil zumindest Potenzial vorhanden war und ich einige Momente mochte.