Mit "Eklipse" lese ich meinen dritten Roman von Andreas Brandhorst. Für mich ist er mittlerweile einer DER deutschen Sci-Fi-Autoren, sein Schreibstil ist angenehm zu lesen und seine Ideen faszinieren mich stets aufs Neue.So war es auch bei "Eklipse".Das Raumschiff, dessen Name der Titelgeber des Romans ist, kehrt nach fünfzig Jahren von einer langen Mission zurück; generell wurde das außerirdische Leben in dem Roman bereits entdeckt, vor allem aber interessieren sich die Menschen und die siebzehn Kolonien (Kolonien auf andren Planeten, die einen Zusammenschluss bilden) für die Artefakte der Tahota, einer Alienspezies, die als ausgestorben gilt. Mit mehreren wertvollen Tahota-Artefakten kehrt die Eklipse zur Erde zurück, muss aber feststellen, dass diese ganz anders ist, als die Besatzungsmitglieder in Erinnerung haben.Die Erde selbst hat einen "Bruch" durchgemacht; der Zeitverlauf wurde enorm beschleunigt, dann die Kontinente, wie wir sie kennen, existieren nicht mehr, ebenso wenig wie die Meere und andere Aspekte der Flachenbeschaffenheit. Durch den sogenannten Bruch wurde die Welt in mehrere Scherben aufgeteilt; einige im dystopischen Zustand, andere ungefähr auf dem Niveau, das wir gewohnt sind. Die Übergänge zwischen den einzelnen Scherben sind sogenannte Bögen, uralte Tahota-Artefakte, die benutzt werden können und teilweise zum kommerziellen Nutzen von den Herrschern der Welt in Beschlag genommen wurden. In dieser Welt lebt Rebecca, eine sogenannte Steinsprecherin, die aus unerklärlichen Gründen die Bögen der Tahota nutzen und neue Wege öffnen kann.Das Buch ist aus mehreren Perspektiven geschrieben; zum einen aus den Sichten der Besatzungsmitgliedern der Eklipse: Samantha, Kralle, Grayland, Lorenti und Rufus M. Dazu kommen noch die Perspektiven von Rebecca und Marcus, dem Konsul von Aragon, einem der Scherbenbereiche der Erde. Als die Eklipse auf der Erde landen will, erkennt die Manschaft schnell, dass sich ein ungebetener Gast bei ihnen befindet: Ein Spike, ein Geschöpf der Tahota und der Todbringer eines jeden Planeten. Das Spike entkommt auf die Erde und die Mannschaft macht es sich zur Aufgabe, es zu finden und zu zerstören. Dabei kommen einige Meinungsverschiedenheiten auf, Misstrauen wird erweckt, weil einer von ihnen als Infizierte gilt und somit unter der Fuchtel des Spikes steht. Samantha und Rufus M befinden sich gemeinsam in einer Kapsel,als Lorenti sich entschließt, einen Alleingang zu wagen. Kralle, ein katzenähnliches, humanoides Wesen, folgt ihm. Grayland, der mit KISS, dem Intellekt des Schiffes verbunden ist, bleibt auf der Eklipse und versucht, sie zur Erde zu steuern.Es beginnt eine Suche nach dem Spike, dem Verstehen der neuen Welt und der Frage, was mit der Erde noch alles geschehen wird, denn die Ursache des Bruchs ist noch immer aktiv und die Zeit läuft davon. Samantha, Rufus M, Lorenti und Kralle werden regelmäßig in die Konflikte der Erde mit hineingezogen, die sich jedoch weniger für die Gefahr des Spikes interessiern, sondern mehr dafür, auf die schöne Seite des Bruchs zu gelangen. Die wichtigste Aufgabe für Samantha und ihrem Team ist es jedoch, das Spkie zu finden.Rebecca hat nur ein Ziel, nämlich vor Marcus zu fliehen. Auf ihrer Reise trifft sie Jasil, einen kleinen Jungen mit den gleichen Fähigkeiten wie sie selbst und sie nimmt ihn als ihren Stiefbruder auf. Marcus, der Konsul, interessiert sich vor allem dafür, seine Machtposition zu stärken und auf die neuen Scherben des Bruchs vorzudringen; dafür braucht er aber Rebecca und als er die Fremden kennenlernt, die ihm vom Spike und dem Schiff mit den Tahota-Artefakten erzählen, beginnt er, noch andere Chancen zu schnuppern.Grayland, der sich während des Buches noch immer an Bord der Eklispe befindet, muss seinen eigenen Weg gehen, lernt dabei jemanden vom ITI kennen (der Firma, die sie damals ins All geschickt hat) und leidet darunter, dass ihm das Kommando weggenommen wird.Obwohl es sehr viele Perspektiven sind, empfand ich es als nicht schwer, jeder einzelnen davon zu folgen; schon recht früh treffen die einzelnen Parteien aufeinander und es entsteht eine wilde Jagd, gepaart mit der Frage, was passiert ist und der Angst vor dem Spike sowie einem erneuten, drohenden Bruch.Die Welt, die Andreas Brandhorst gezeichnet hat, ist komplex, aber sehr interessant. Man braucht ein paar Kapitel, um sich einzufinden, aber immer mehr von dem, was passiert ist und wie es in der Welt nun abläuft, wird offenbart.Dazu sind die Charaktere sehr schön beschrieben; jeder einzelne von ihnen besitzt seine Macken und speziellen Fähigkeiten (zum Beispiel isr Rufus M ein Mensch mit Zweithirn, ein sogenannter Multipler), es gibt fremde Spezien zu entdecken und jeder von kann mit gewissen Charaktereigenschaften beschrieben werden; der innere Perspektive des Er/Sie-Erzählers, der genutzt wird, passt sich dem jeweiligen Charakter immer an und durch die kurzen Kapitel und dem somit recht häufig vorkommenen Perspektiven-Wechsel entsteht eine äußerst dymanische Geschichte, in der vielleicht gar nicht so viel passiert und bei der die Action bezeiten ein wenig auf der Strecke bleibt, die aber dennoch sehr interessant und spannend beschriebn ist.Hin und wieder zogen sich einige Passagen und gerdae zu Anfang musste ich oft im Glossar nachschlagen, was welche Wörter genau bedeuten, denn wie ich bereits festgestellt habe, hält sich Andreas Brandhorst nicht mit ausschweifenden Weltbeschreibungen auf, sonder erklärt nur Stück für Stück und der Leser muss sich ein bisschen selbst was zusammenreimen.Mein Fazit: Andreas Brandhorsts "Eklipse" ist ein lesenswerter Roman, der in einer spannenden Zukunft spielt. Das Konzept der verschiedenen Artefakte fand ich interessant, und die verschiedenen, vielschichtigen Charaktere begleiten den Leser auf authentische Weise durch das Buch; es ist, als würde man manchmal selbst zur Mannschaft gehören, sodass man ständig mitfiebert, was als nächstes geschehen wird :)