Angela Merkels AutobiografieFreiheit fand ich interessant, hat mich aber auch mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Das Buch bietet Einblicke in ihr Leben - von ihrer Kindheit in der DDR bis hin zu ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin. Besonders ihre Beschreibungen der prägenden Jahre in der DDR und der Wendezeit fand ich faszinierend. Es ist spannend zu lesen, wie diese Erfahrungen ihren politischen Stil und ihre Werte beeinflusst haben.Die Kapitel über ihre Zeit als Kanzlerin haben mir geholfen, einige ihrer Entscheidungen besser zu verstehen. Merkel erklärt ihre Beweggründe, sei es in der Eurokrise, der Flüchtlingspolitik oder im Umgang mit internationalen Staatsoberhäuptern. Diese Erklärungen sind oft sachlich und präzise, was ihren analytischen Stil widerspiegelt. Ich konnte vieles davon nachvollziehen und habe ihre Herangehensweise in einigen Bereichen sogar neu schätzen gelernt.Doch während ich das Buch gelesen habe, wurde mir bewusst, dass ich mir an manchen Stellen mehr Tiefe gewünscht hätte. Merkel beschreibt viele ihrer Entscheidungen, aber oft bleibt sie an der Oberfläche. Ich hätte es spannend gefunden, wenn sie ihre politischen Fehler oder umstrittenen Entscheidungen wie den Umgang mit autoritären Regimen oder die Energiepolitik selbstkritischer hinterfragt hätte. Stattdessen bleiben diese Themen häufig nur gestreift oder wirken bewusst entschärft.Ein weiterer Punkt, der mich gestört hat, ist, dass Merkel politische Gegner*innen oder kritische Stimmen nur selten erwähnt. Dadurch wirkt das Buch stellenweise einseitig. Mir hat ein umfassenderer, tiefgreifenderer Blick auf die politischen Konflikte und Herausforderungen gefehlt, mit denen sie konfrontiert war. Es hätte das Bild ihrer Kanzlerschaft noch facettenreicher gemacht.Trotz dieser Kritikpunkte war es angenehm das Buch zu lesen. Es hat mir geholfen, Merkel als Mensch und Politikerin besser zu verstehen. Ihre Werte, ihre Standhaftigkeit und ihre oft pragmatische Herangehensweise werden in dem Buch deutlich. Doch gerade weil das Werk so stark von ihren eigenen Perspektiven geprägt ist, hätte ich mir an einigen Stellen eine kritischere Reflexion gewünscht, die auch die Schattenseiten ihrer Politik stärker beleuchtet.Für alle Interessierten ist Freiheit ein lesenswertes Buch, das wichtige Einblicke bietet - aber es lässt Raum für eine tiefere und kritischere Auseinandersetzung mit einem der prägendsten politischen Lebenswerke unserer Zeit.