Wenn ein Familienmitglied stirbt und ein Erbe hinterlassen wird, so zeigen die Familienmitglieder ihr wahres Gesicht. So auch in der Familie Brooke. Philip Brooke ist gestorben. Seine Witwe Grace trägt es mit Fassung. Hat sie ihn doch schon vor Jahrzehnten verloren. Damals, als er sie mit drei kleinen Kindern in der Abgeschiedenheit alleine ließ und einige Jahre in New York mit seiner Geliebten zusammenlebte. Die drei Kinder, mittlerweile erwachsen und um die 40 Jahre alt, waren ihm nie nah. Lediglich die älteste Tochter Frannie zog vor einigen Jahren zurück aufs elterliche Anwesen und half Philip bei der Arbeit. Sie ist es auch, die das Anwesen erben wird. Ihr Bruder Mio und ihre Schwester Isa reisen zur Beerdigung an. Mio hat auch Pläne mit dem Anwesen, doch Frannie reagiert ablehnend. Isa zeigt kein Interesse, sie hat ihre eigenen Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend und versucht den Zauber von damals zurückzuholen. Auch hat sie Kontakt zu Clara aufgenommen, sie ist die Tochter von Philips früherer Freundin. Sie hat Clara zu Beerdigung eingeladen, sehr zum Missfallen der Familie. Clara kommt und hat sich intensiv mit der Familiengeschichte beschäftigt und hat einiges zu berichten.
Wie man sieht, es ist keine heitere Familiengeschichte, die uns Anne Hope hier in ihrem neuen Roman präsentiert, doch meiner Meinung nach, bildet sie ein absolut realistisches Bild ab. Bei Nachlässen, Vermächtnissen und Abschieden, kommt so einiges ans Licht. So auch hier. Das ist der ganz normale Wahnsinn. Sämtliche Protagonisten haben ihr Päckchen zu tragen. Hauptverursacher der Misere: Vater Philip. Mit seinem Verhalten hat er die Entwicklung seiner Kinder geprägt und sie knabbern noch im Erwachsenenalter daran. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Charaktereigenschaften ihrer Figuren aufzuzeigen. An vielen Stellen wurde es sehr emotional und das Gelesene hat mich tief berührt. Der Roman hat einige Längen, doch die kann ich charmant weglächeln, denn größtenteils fand ich es einfach spannend zu lesen, ob und wie die Hinterbliebenen zueinander finden. Anne Hope hat mich mit diesem Roman komplett abgeholt. Ich mag ihren durchdachten und atmosphärischen Schreibstil. Die Naturbeschreibungen sind sehr schön und ließen Bilder vor meinen Augen entstehen. Auf alle Fälle eine Leseempfehlung für die Leserschaft von leisen Romanen.