Inhalt siehe Klappentext.
Ich habe vor einigen Wochen die Leseprobe zum Start der neuen Reihe gelesen und war, weil ich bereits andere Reihen und Einzelbände von Anne Stern kenne, auf den vollständigen Roman gespannt.
Aufgefallen ist mir zunächste das großteils schwarz gehaltene Titelbild, weil man die Jahrmarktszene wirklich sehr detailliert durch ein Kameraobjektiv sieht und damit den Blick von Lou hat. Sie macht sich alleine interessant durch ihre Leidenschaft - das Fotografieren. Viel bleibt ihr dieser Tage leider nicht zur Freude.
König gibt nur sehr wenig von sich preis, nämlich dass er durch eine Verletzung im Sehen eingeschränkt ist. Im Laufe des Buches lernt man seine Traurigkeit aufgrund der Vergangenheit besser kennen, König macht das Beste aus seiner Situation.
Ich mag Anne Sterns Bücher, sowohl die historischen, als auch diejenigen, die in der Gegenwart spielen. Der eiskalte Nachkriegswinter 1946/47 war 30 Jahre vor meiner Zeit, daher kenne ich aus dieser Zeit nur Details aus Büchern: hart, traurig, tragisch, aber dennoch hochinteressant, weil keiner gerne drüber gesprochen hat und ich meine Großeltern leider nicht mehr dazu befragen kann.
Beim Lesen fiel mir als Nicht-Berlinerin direkt auf, dass in Oberschöneweide, in dessen Gebiet damals die neue Polizeischule war, heute das Büro meines Mannes ist und ich selbst schon dort war. Ich freue mich beim Lesen immer, wenn ich Schauplätze erkenne.
Lou (Marielouise) und König haben einen sehr holprigen Start, das erste Aufeinandertreffen hätte nicht schlechter laufen können. König fühlt sich von Lou und ihrer Kamera bedrängt und belästigt, Fakt ist wohl auch, dass Lou eine Frau ist. Aber es zieht sie doch beide, bewusst unbewusst, dezent zueinander hin, was natürlich keiner zugeben möchte.
Das Rätsel um die seltsam drapierten Toten lässt König nicht los, obwohl er überall auf Ablehnung und Skepsis stößt, vermutlich, weil er so unbequem und hartnäckig ist. Lou ist die Einzige, die seine Interessen teilen könnte, aber so weit sind die Beiden noch nicht. Lou muss täglich schauen, wie und wo sie bleibt, damit sie und Bruno am Leben bleiben. Es ist erschreckend zu lesen, wie Personen, die "anders" waren, von den Nazis aussortiert wurden, weil sie nicht dem Ideal einer Person entsprachen, und keiner tut etwas dagegen. Im Vertuschen waren die Deutschen gut. Ich wäre nicht auf die Lösung gekommen, wer der Mörder war, diese Kombinationsgabe liegt bei König und Trautwein. Die meiste Zeit konnte mich das 323 Seiten umfassende eBook (Print: 400 Seiten) packen, urlaubsbedingt habe ich ein paar Tage pausiert und dann war es nicht ganz so einfach, den Wiedereinstieg zu schaffen. Insgesamt vergebe ich für Die weiße Nacht 4,5 Sterne mit Leseempfehlung, sicher werde ich die Folgebände auch lesen.