Absolut gelungenes Finale!
"Der Verräter" ist der dritte und somit letzte Band von Anthony Ryans Reihe "Der stählerne Bund". Es ist definitiv ein würdiges Finale, das zudem seinen Lesern offen lässt, ob es hierzu ggf. noch eine weitere Geschichte zu erzählen gibt.Übersetzt aus dem Englischen von Sara Riffel. "Wir mussten die bittere Lektion lernen, dass es schlimme Folgen haben kann, jemanden unter uns zu dulden, der sich für einen Boten des Himmels hält. Hier, an diesem Ort des Grauens, sehen wir, wohin das führen kann. Hier erleben wir die Früchte unseres Duldens, unserer törrichten Untätigkeit. Ja, ich sage unserer, denn ich will nicht vorgeben, schuldlos zu sein. Schon vor Jahren wusste ich, dass ich dem Reich einen großen Gefallen tun würde, wenn ich Evadine Courlain töten ließe. Aber ich habe es nicht getan. Das war mein Verbrechen. Meine Torheit. Ich beichte sie euch jetzt."In diesem letzten Band berichtet uns der Erzähler Alwyn Scribe von seinem größten Kampf mit sich selbst. Nachdem er, ein einst Geächteter, zu Evadines engstem Berater aufgestiegen ist, muss er erkennen, dass Evadine schon lange nicht mehr die Frau ist, die er kennengelernt hat. Ihr Handeln wird immer skrupelloser und brutaler. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Und so muss Alwyn sich fragen, ob er ihre Taten und die Taten, welche in ihrem Namen begangen werden, mit seinem Gewissen vereinbaren kann...Oh, dieser letzte Band hatte es in sich! Und für mich ist das definitiv auch der stärkste Band der Reihe. Ryan zeigt hier sehr schön auf, wie schnell Glaube zu Fanatismus umschlagen kann - wie etwas Gutes sich ins Gegenteil verkehren kann. Wie Worte Menschen manipulieren und sie dazu treiben Dinge zu tun, die sie eigentlich verabscheuen - nur weil ihre abscheulichen Taten im Namen des Guten geschehen. Unser Erzähler und Hauptprotagonist berichtet uns, wie die Liebe ihn blind machte und er lange Zeit die Augen davor verschloss, wer oder was Evadine wirklich ist. Im Rückblick auf sein Leben versteht er selbst nicht, wie er das erst so spät erkennen konnte, denn die Anzeichen waren schon vorher zu sehen. Aber wie das so ist: Man ist jung, man ist verliebt, man tut Dinge, die man später bereut. Obwohl diese Fantasyreihe in erster Linie sehr politisch ist, kommt hier im letzten Band etwas mehr Magie ins Spiel, was mir sehr gut gefallen hat. Insgesamt kann ich diese Reihe jedem ans Herz legen, der gerne politische Fantasy mit Intrigen und religiösem Fanatismus liest und nichts gegen einen Hauch Magie einzuwenden hat. Nun bin ich gespannt, ob diese andere Geschichte noch einen Weg aufs Papier finden wird...