In "Unter uns die Nacht" geht es um die Exodusflotte - Menschen, die sich bewusst dagegen entschieden haben, auf einem Planeten sesshaft zu werden und stattdessen in einem Raumschiff zusammenleben.Anhand von fünf Charakteren erzählt Becky Chambers von einer Gemeinschaft, die in einem Raumschiff um eine Sonne kreist. Damit ist das zentrale Thema des Romans auch schon vorgegeben: Was ist eigentlich Gemeinschaft bzw. ein System? Was heißt es, da hineingeboren zu werden? Welche Regeln und Rituale gibt es? Wie kommt man rein und wie raus und wie kann man Einstieg und Ausstieg erleichtern? Nicht zuletzt wird auch viel vom Alltag dieser Gemeinschaft beschrieben, was mir jedoch stellenweise ein bisschen zu langatmig und plätschernd geriet.Was mich jedoch am Meisten an "Unter uns die Nacht" gestört hat, war mein nicht vorhandener Bezug zu den Charakteren. Anders ausgedrückt: Das über allem stehende Thema funktioniert ausgezeichnet und Becky Chambers zeigt auch hier wieder, dass sie es schafft, große sozialphilosophische Fragen anschaulich in Romanform zu verfassen. Aber hier hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, dass es dabei auch bleibt. In den ersten beiden Romanen der Reihe hatte ich noch Bezug zur Crew der Wayfarer, bzw. zu Jane und Sidra. Und hier? Allerhöchstens zu Sawyer, der, ohne spoilern zu wollen, im Laufe der Handlung zwar zu einer sehr tragischen Figur wird, dessen Naivität mich aber eher genervt hat. Alle anderen Hauptcharaktere waren da. Das klingt jetzt banal, aber ich könnte wirklich nicht mehr über sie sagen. Sie wirkten auf mich wie austauschbare Ankerpunkte für die eigentlich größere, über allem stehende Hauptthematik.So muss ich leider sagen, dass "Unter uns die Nacht" für mich eher durchschnittlich war. Zwar waren die Überlegungen über Wesen und Funktion einer Gemeinschaft wunderbar durchdacht und ich schätze es auch, dass Becky Chambers erneut eine vollkommen neue Geschichte erzählt hat, aber hier fehlte mir das erste Mal ein Bezug zu den Charakteren, der die Handlung für mich deutlich besser gemacht hätte. Ich hoffe, dass sich der Abwärtstrend nicht fortsetzt und ich die Reihe mit dem letzten Band versöhnlich abschließen kann.