Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Es ist ein Jugendroman und er hat die dafür typische Sprache: eher einfach, sachlich und kurz. Es gibt zwar viele Fremdwörter, vor allem aus der Biologie, die im Grunde genommen jedoch gängig sind. Zur Not hat es im Anhang ein Wortverzeichnis. Die Schlichtheit der Sprache, die meist geraffte Darstellung der Handlung und die eher blasse Beschreibung der Figuren bewirken Nüchternheit. Das Gefühl des Lesers geht wenig mit, selbst wenn ihm ein Gefühlsausbruch geschildert wird. Ich denke, das ist so beabsichtigt, weil ich Jugendbücher allgemein, über verschiedene Autoren hinweg bisher zwar ausgesprochen interessant, aber kaum spannend fand. Auch diese Geschichte fand ich unaufgeregt fesselnd und habe sie zügig gelesen. Es gab für mich darin wenig, was vorhersehbar war. Ich fand die Geschichte, obwohl sie an die 30 Jahre alt ist, relevant für die Gegenwart mit ihren Themen und Fragen. Was schuldet man dem Staat? Darf die Mehrheit alles bestimmen, weil sie es gut meint? Gruselig fand ich die Macht der Worte. Das haben die Nazis damals ja auch gemacht: Man versuchte, die Schrecklichkeit der Taten hinter Worten wie Endlösung zu verstecken. Im Buch wird die Hauptperson Jonas 7, ihre Familie und ihre gesamte Gesellschaft mit Hilfe der Sprache soweit entmenschlicht, dass sie nur mehr als Sache gelten. Man kann die Geschichte als eine Aufforderung zum eigenständigen Denken verstehen. Einerseits vermittelt die Person des Jonas Helcken (des "Menschen") die Wichtigkeit, eigene Motive zu klären. Andererseits macht die Autorin Birgit Rabisch mit dieser Geschichte darauf aufmerksam, dass man sich die Sprache der Politik und der Medien sehr genau anhören und sich überlegen sollte, ob man sie übernehmen möchte und wie man etwas anders benennen könnte oder müsste. Das sind alles Dinge, die sich Menschen jeden Alters überlegen sollten. Daher 5 Sterne und eine Leseempfehlung besonders an Erwachsene von mir.