Spannender Frankfurt-Krimi
Ich habe einen tollen Frankfurt-Krimi gelesen, der mich von der ersten Seite an abgeholt hat. Romi Sternek besucht die Beerdigung von Lukas Dellbrück, dem Sohn eines Frankfurter Baulöwen. Sie kennt den Verstorbenen überhaupt nicht. Was für eine Idee. Eine fremde Beerdigung, eine tätliche Auseinandersetzung zwischen zwei Männern, von denen einer schwerverletzt im Krankenhaus landet und dann noch 100.000 Euro in einem Trenchcoat, den Romy aus Versehen mitgenommen hat. Das konnte ja was werden.Weil sie von der Polizei nicht ernst genommen wurde, stellt Romy eigene Ermittlungen an. Der Buchtitel passt wirklich wie die Faust aufs Auge. Denn wie es so ist, eine Lüge bleibt nicht lange alleine. Und so auch hier. Auch wenn Romy das eigentlich gar nicht möchte, aber ihre Neugier bringt sie immer wieder in Situationen, in denen sie eben nur eine Flunkerei oder Notlüge retten kann. Sie verstrickt sich immer mehr und befindet sich plötzlich in einer immer bedrohlicher werdenden Geschichte wieder. Es geht um Firmenpolitik, Intrigen und einen lange zurückliegenden Streit um eine Baufirma. Aber auch um Neid und Missgunst unter zwei Brüdern. Das Buch ist durchgängig spannend. Immer wieder tauchen neue Personen auf, die irgendwie verdächtig erscheinen oder wo man sich fragt, was sie im Schilde führen. Die Wendung am Ende hat mich wirklich überrascht, passt aber ganz hervorragend.Die Protagonisten waren alle richtig gut dargestellt. Jeder mit seinen Eigenheiten. Romy mochte ich wirklich. Sie ist so herrlich verpeilt. Sie glaubt ans Karma und hat immer große Sorge um ihr Karmakonto. Deshalb versuchte sie immer, eine positive Begründung für ihre Schwindeleien zu finden. Doch sie verstrickt sich immer mehr und gerät so immer tiefer in eine gefährliche Lage. Der Hintergrund, warum sie so versessen auf die Aufklärung des Falls ist, liegt in ihrer Vergangenheit. Das erfahren wir natürlich im Buch auch noch. Mein Favorit war auf jeden Fall Margret, Romys Vermieterin. Ich konnte mir die alte Dame so gut vorstellen. Neugierig ohne Ende, aber immer hilfsbereit und nur Gutes im Sinn. Vor allem ist sie immer bereit, einsame Seelen zu verkuppeln. Dabei hat sie es ganz besonders auf Romy abgesehen. Sie sorgte nicht nur für eine gehörige Portion Humor, sondern spielt am Ende auch noch eine wichtige Rolle.Das Setting ist natürlich teilweise ungewöhnlich, spielt doch der Frankfurter Hauptfriedhof eine zentrale Rolle. Hier beginnt und endet die ganze Story. Durch den bildhaften Schreibstil konnte ich mir die Örtlichkeiten wirklich ganz genau vorstellen. Auch die Beschreibung der Beerdigung war wirklich absolut authentisch und von außen betrachtet hatte sie auch eine gewisse Komik. Ich sage nur "Fakefur-Kragen" (kleiner Insider aus dem Prolog)Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd aus Sicht der verschiedenen Protagonisten geschrieben. Deshalb habe ich zu jedem guten Zugang gefunden und die Charaktere zeigten sich so sehr gut. Ich habe einen spannenden Krimi mit einer mitreißenden Handlung, viel Lokalkolorit und humorvollen Begebenheiten gelesen und gebe hier gerne meine Leseempfehlung.