One Last Stop ist ein Buch, das vieles richtig macht - und dabei trotzdem nicht ganz zündet. Es ist charmant, liebevoll geschrieben, mit queeren Figuren, die nicht über ihre Identität definiert werden, sondern einfach leben, lieben und Kaffee trinken. Die Geschichte um August, die nach New York zieht und dort auf der U-Bahn ein Mädchen trifft, das sich als zeitlich gestrandet entpuppt, klingt erstmal wie die perfekte Mischung aus RomCom und Urban Fantasy. Und das ist sie irgendwie auch - nur leider ohne die emotionale Wucht, die man sich vielleicht gewünscht hätte.Das Buch ist durchzogen von einer wohltuenden "found family"-Stimmung. Augusts Mitbewohner*innen sind liebevoll schräg, warmherzig und witzig. Die queere Repräsentation wirkt selbstverständlich und nicht gezwungen. Auch der Schreibstil ist angenehm - flüssig, manchmal humorvoll, oft introspektiv. Es liest sich leicht und vermittelt durchgehend ein cozy Gefühl, fast wie eine Netflix-Serie, die man gern nebenher schaut.Und doch... fehlt etwas. Die Liebesgeschichte zwischen August und Jane, dem mysteriösen Mädchen aus der U-Bahn, kommt nie ganz ins emotionale Zentrum. Vielleicht liegt es daran, dass Jane über weite Strecken wortwörtlich feststeckt - im Zug, in der Vergangenheit, in einer Rolle, die wenig Entwicklung zulässt. Oder daran, dass die Chemie zwischen den beiden zwar süß ist, aber eher zart plätschert als wirklich knistert.Auch die Zeitreise-Logik wirkt eher atmosphärisch als durchdacht. Wer gerne in Welten eintaucht, die ihre eigenen Regeln haben, könnte hier ein wenig enttäuscht werden. One Last Stop interessiert sich mehr für Gefühl als für Mechanik - was okay ist, aber eben auch ein wenig unbefriedigend, wenn man mehr erwartet.One Last Stop ist wie ein langer Sommerabend: warm, vertraut, ein bisschen magisch - aber vielleicht nicht unvergesslich. Es ist ein gutes Buch, das sich angenehm lesen lässt, das queere Liebe sichtbar macht und das Herz am rechten Fleck hat. Aber es ist eben auch ein Roman, der viel aufbaut und dann ein bisschen in seiner eigenen Stimmung hängen bleibt.