"Die Rettung" war mein erstes Buch von Charlotte McConaghy und bot sofort ein beeindruckendes und überzeugendes Ergebnis. Erzählt wird die Geschichte einer kleinen vierköpfigen Familie. Da ist der Vater Dom und da sind seine Kinder Fen, Raff und Orly. Gemeinsam leben sie auf einer Insel die sich hunderte Kilometer vom nächsten Festland entfernt befindet. In totaler Einsamkeit sorgen sie für die Insel und leben eine Leben verbunden mit der Natur. Doch dieses endet jäh, als klar wird, dass die Insel immer mehr im Meer versinkt und daher verlassen werden muss. Gemeinsam fangen sie an sich von der Insel zu verabschieden, als eine unbekannte Frau angespült wird und ihr Leben noch einmal völlig über den Haufen wirft. Schneller als ihnen lieb ist, kommen Dinge ans Tageslicht, die sie lieber im Verborgenen behalten hätten.Ich muss zugeben, dass ich etwas gebraucht habe, bis ich in dieser Geschichte drin war. Zwar mochte ich die Sprache sofort, da sie auf jeden Fall sehr besonders ist und schon zu Beginn zu überzeugen weiß. Allerdings fehlte mir so ein bisschen die Sogwirkung und das Verlangen die Geschichte unbedingt weiterlesen zu müssen. Je länger ich aber dabei blieb, je besser ich die Protagonisten kennenlernte, desto mehr war ich auch im Geschehen drin.Die Protagonisten in dieser Geschichte sind sehr besonders. Unheimlich starke Charaktere mit Tiefgang, die ganz ausgeprägte Charakterzüge haben. Durch ihr einsames Leben, welches sie sehr geprägt hat, sind sie unverwechselbar und vielleicht auch etwas speziell - was aber keinesfalls negativ gemeint ist. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto spannender wird diese und bekommt stellenweise fast Thrillerelemente. Dinge werden angedeutet, aber erst viel viel später erklärt. Dabei schafft es die Autorin extrem respektvoll und berührend von der Natur zu erzählen. Immer wieder lässt sie spannende Erklärungen zu Tieren und Pflanzen einfließen und so lernt man als Leser bei dieser Geschichte auch noch einiges. Jeden dieser Fakten habe ich sehr gerne gelesen.Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat, waren die häufig relativ kurzen Kapitel und vor allem die rasanten Perspektivwechsel. Wir bekommen hier die Geschichte sogar aus fünf verschiedenen Perspektiven erzählt. Was vielleicht wild klingt, ist es gar nicht so sehr. Diese vielen Perspektiven schaffen es nämlich die Erzählung von jeder Seite zu beleuchten und so Szenen und Erlebnisse noch besser zu erklären. Ob das Buch ein Happy End hat oder nicht möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Das muss wohl auch jeder für sich selbst entscheiden. Mir hat das Ende auf jeden Fall sehr gefallen und gerade die letzten Seiten haben mich extrem berührt. Die unnachahmliche Erzählweise der Autorin ist so beeindruckend, das ich manchmal überrascht war, wie sie Dinge beschrieben hat. Ebenfalls sehr gelungen und in diesem Fall auch wichtig, fand ich das Nachwort der Autorin. Hier erklärt sie, welche Teile der Geschichte auf Fiktion und welche auf wahren Begebenheiten basieren. Zudem schafft sie Verständnis für die Geschichte. Sie erklärt, warum sie welche Worte gewählt hat und was sie damit erreichen wollte. Und genau das, was sie wollte, hat sie erreicht. Sie schafft es, dass man als Leser so viel fühlt, so viel an Emotionen mitnimmt, und das nur mit leisen Tönen.Eine sehr beeindruckende Geschichte, die der Natur eine Stimme gibt und auf nicht nur einer Ebene sehr berührend ist.