Chloe Gong entführt uns in ihrem Debütroman "Welch grausame Gnade" in das pulsierende Shanghai der 1920er Jahre und präsentiert eine bemerkenswerte Neuinterpretation des klassischen Shakespeare-Dramas "Romeo und Julia". Die Geschichte um die verfeindeten Gangsterfamilien Scarlet Gang und White Flowers wird durch die historische Kulisse und den Hauch von Mystery zu einem packenden Leseerlebnis.Die Autorin erschafft eine atmosphärisch dichte Welt, in der sich Politik, Bandenkriege und eine mysteriöse Krankheit zu einem fesselnden Gesamtbild vereinen. Besonders beeindruckend ist die Darstellung der Protagonistin Juliette Cai, die als starke, komplexe Figur überzeugt und die Geschichte maßgeblich trägt. Ihre komplizierte Beziehung zu Roma Montagov ist geprägt von Verrat und unausgesprochenen Gefühlen, was für eine konstante Spannung sorgt.Während die Haupthandlung durchgehend fesselnd ist, hätten die Rückblenden in die Vergangenheit etwas eleganter in die Geschichte eingewoben werden können. Diese kleinen Übergangsschwächen werden jedoch durch die sonst gelungene Erzählstruktur und die faszinierende Weltenbeschreibung mehr als ausgeglichen.Ein besonderes Highlight ist die detailreiche Darstellung Shanghais, die den Leser direkt in die brodelnde Atmosphäre der Stadt eintauchen lässt. Die Verbindung von historischen Elementen mit fantastischen Aspekten erschafft eine einzigartige Atmosphäre, die den Roman von anderen Adaptionen klassischer Literatur abhebt."Welch grausame Gnade" ist ein vielversprechender Auftakt einer Reihe, die sowohl Fans des Originals als auch Neueinsteiger begeistern wird. Die Geschichte bietet genug Tiefe für mehrmaliges Lesen und macht definitiv Lust auf die Fortsetzung. Trotz kleiner Schwächen in der Struktur überzeugt der Roman durch seine innovative Interpretation und atmosphärische Dichte. Ich gebe dem Buch 3,5 von 5 Sternen.