Nachdem die Reittherapeutin Antonia von ihrer großen Liebe Jonathan verlassen wurde, wagt sie den Sprung ins kalte Wasser und nimmt einige Autostunden entfernt eine neue Stelle an. Auch ein größerer Abstand zu ihrer Familie ist vorteilhaft, da Antonia immer im Schatten ihrer Schwester stand und es kein allzu herzliches Miteinander gibt. Da es für Höflichkeitsbesuche nun zu weit ist, kann Antonia sich tatsächlich auf sich und ihre neue Arbeit konzentrieren. Bald schon fühlt sie sich sehr wohl und eigentlich ist der unhöfliche Landwirt Hubert der einzige, den sie am liebsten von hinten sieht ¿ oder auch besser gar nicht. Nur langsam lernt sie, dass hinter seiner abweisenden Art ein ganz anderer Mensch steckt, als sie erwartet hat.Ich bin sehr gut in die Geschichte hineingekommen. Der Schreibstil ist angenehm flüssig und ich konnte mir die Charaktere alle gut vorstellen. Zu vielen Personen gibt es im Laufe der Geschichte beinahe die komplette Lebensgeschichte, was an mancher Stelle schon zu viel des Guten war. Leider finde ich, dass im Gegenzug dazu irgendwie die Kinder der Reittherapie zu kurz kommen. Ich hatte erwartet, mehr von Antonias Arbeit zu lesen. Die Gespräche mit ihren Kollegen finde ich vom Umfang und Inhalt her passend, aber die eigentlichen Therapiestunden sind sehr kurz gehalten. Sie werden kurz erwähnt und - hoppla hopp - ist man wieder ganz woanders. Das ist schade. Dafür wird umso mehr auf Antonias Gedanken zu Jonathan eingegangen. Für mich war er die ganze Geschichte über leider zu präsent.Die vielen Zeitsprünge, die es gibt, finde ich an sich nicht störend, allerdings passen die Geschehnisse der Gegenwart und die Ereignisse, die Antonia aus der Vergangenheit rekapituliert, für mich thematisch nicht immer zusammen, so dass ich mich öfter gefragt habe, wo da jetzt der Zusammenhang (oder manchmal auch der Sinn) war. Schön ist in erster Linie, dass der Leser so einiges aus Antonias Leben erfährt. Anstrengend fand ich allerdings, dass es meist keine Absätze gibt, wenn mal wieder von der Gegenwart in die Zukunft (oder umgekehrt) gewechselt wird. So braucht es oft ein paar Sätze, bis man merkt, dass man in einer anderen Zeit ist.Und auch wenn mich die Zeitsprünge dennoch nicht allzu sehr verwirrt haben, so habe ich dafür öfters die Leute durcheinander geworfen. Der lernt den kennen und kennt den von früher, den ein weiterer gar nicht leiden kann... Manchmal habe ich da schlicht den Überblick verloren.Das Ende kam für mich dann irgendwie sehr abrupt. Ich hatte zu manchen Punkten, insbesondere zu der sich entwickelnden Beziehung zu Hubert, mehr erwartet, auf anderes hingegen hätte ich gut verzichten können.Auch wenn ich das Buch trotz aller Kritik gerne gelesen habe, ganz rund war es für mich einfach nicht. Wenn ich könnte, würde ich 3,5 Sterne vergeben. Normalerweise runde ich in solchen Fällen immer mathematisch korrekt auf vier auf, aber in diesem Fall muss ich leider sagen, dass mir das einfach zu viel ist, daher nur 3 Sterne.Mein Fazit: Eine schöne Geschichte für zwischendurch, die sicher keine Zeitverschwendung ist und angenehm zu lesen war. Allerdings sollte man keine zu hohen Erwartungen haben.