Ich mag die Romane von Elisabeth Herrmann, die immer wieder spannende Kriminalromane mit interessanten Themen schreibt. Allerdings - und deswegen nur 4 Sterne - ist Vernaus Tonfall in diesem Band für meinen Geschmack zu lapidar, zu gewollt lustig. Aber das ist nur eine Meinung.Ein Mord auf einem Brandenburger Bauernhof. Ein rumänischer Saisonarbeiter wird als Tatverdächtiger festgenommen. Vernau soll ihn verteidigen und glaubt an seine Unschuld und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Der Bauernhof stellt sich schnell als heruntergewirtschaftet heraus und die Besitzerfamilien sind verbittert, die Frauen leiden unter ihren gewalttätigen Ehemänner. War es wirklich der verhaftete Saisonarbeiter? Meinung:Ein Thema, das wenig Beachtung findet - die Ausbeutung von ausländischen Arbeitskräften in der Landwirtschaft und die moralische Frage, was ist uns unser Essen wert. Etwas, das im Sommer 2025 vor dem Hintergrund der Mindestlohndebatten neue Aktualität bekommen hat.Ich will hier nicht vorweggreifen, da ich die Bilder, die Hermann in Zusammenhang mit der Lebenssituation der Saisonarbeiter malt, beeindruckend sind. Sicher gibt es Betriebe, die Standards einhalten und man sollte keinesfalls verallgemeinern, aber sicher gibt es auch Betriebe wie den Grundmann Hof.Star dieser Reihe ist Joachim Vernau. Wir erfahren alles aus seiner Sicht und viel über seine Gedanken, sein Innenleben. Immer gut geschrieben, oft emotional, manchmal aber mit einem zu leichten Witz. Nicht falsch verstehen - so einen Stil finde ich gut ... normalerweise, aber an manchen eigentlich ernsten Stellen ... Gut, da ist meine Sache.Alle anderen Personen werden gut gezeichnet und sind richtig starke Protagonisten. Allen voran Barbara Grundmann und Micheal Krebitz, vor dem man bei Lesen Angst bekommen könnte.Die Auflösung zeichnet sich leider schon früh ab und die Frage, die mich auf den letzten 150 Seiten umgetrieben hat, war nur noch, ob ich mit meiner Annahme richtig liegen würde. Obwohl, wenn man es genau nimmt, hat man am Ende einen Schuldigen. Einen Schuldigen, der aber nicht schuldig sein muss.Fazit:Viel besser als die durchschnittliche Krimikost. Die moralische Frage muss sich jeder selbst beantworten. Wobei die Antwort natürlich auch vom Geldbeutel geprägt werden wird, aber ist ein anderes Thema in einem so reichen Land. Einem Land, in dem viele nicht genug zum Leben verdienen.