Wir schreiben das Jahr 1980: Das Land normalisiert sich nach Ende der Militärdiktatur; die Linken, vor allem auch Studenten, kämpfen aber weiter für die Stabilisierung und Weiterentwicklung der Demokratie.
Die Schilderungen von Privatem und Politischem, von Liebe und Einsamkeit, Resignation und neuem Widerstandswillen, ferner Natur- und Großstadtszenen sind in Schnitt und Gegenschnitt zu einer farbigen Montage zusammengefügt, bei der auf das Geschichtliche und Politische immer wieder angespielt wird ?
Die alltags-heroische ?Lebensmelodie?; sie kündet von dem absurden Glück des Scheiterns, das den eingeschlagenen Weg in seiner Richtigkeit bestätigt, obwohl oder gerade weil das Ziel unerreichbar bleibt. Lebensleid und Lebenslust sind die beiden Seiten derselben Medaille.
Hermann Glaser, NÜRNBERGER NACHRICHTEN
Beklemmende Szenen von immer neuen Niederlagen der Linken in der Bundesrepublik schildert Erasmus Schöfer in seinem Roman Sonnenflucht. Und keine dieser Szenen wirkt veraltet, nichts ist heroisch erledigt, im Gegenteil: Das Scheitern ist noch mehr als damals zum Thema und Trauma vieler Linker geworden ?
Auch die griechische Geschichte und Gegenwart, in die sich Bliss vertieft, bieten keinen Trost, sondern schrecklich Beispiele eines Terrors von außen und innen, der tiefe Verstörung bei den Linken hinterläßt. Und so gibt es auf keine der von Bliss gestellten schmerzlichen Fragen tröstende Antwort. Aber Teilnahme am Schicksal der Opfer. Und Erbitterung über die Täter .
Dieser Realismus findet sich in der Gegenwartsliteratur äußersst selbten. Gerade darum ist es gut, daß Schöfers auch formal und sprachlich gelungener Roman wieder vorliegt.
Eckart Spoo, OSSIETZKY