Wie kommt man als Jugendlicher und junger Erwachsener mit dem Tod des Vaters zurecht, auch wenn man diesen nicht sonderlich gut kannte? Dieser Frage geht Schumacher nach und schaffte dabei eine Atmosphäre aus Melancholie, Wut, Rauheit, aber auch Zärtlichkeit, gepaart mit witzigen Anekdoten. Die Geschichte rund um den verstorbenen Vater, die im Zentrum steht, fand ich richtig klasse umgesetzt - sie blieb in einem Spannungsfeld zwischen Vorwürfen und Mitgefühl. Es wurde mit jeder Erzählfacette klarer, wie wenig der Sohn doch von seinem Vater wusste, wie fremd er ihm blieb, aber auch wie sich zehn nach dem Tod der Blick auf seinen Vater veränderte. Zugleich trat aber auch zu Tage, wie ähnlich sich die beiden waren. Einfallsreich fand ich zudem den Perspektivwechsel, als es um die Beerdigung des Vaters ging.Was mich nicht abgeholt hat, war hingegen die Liebesgeschichte mit Tizia, die mir völlig unsympathisch war. Mit dieser Form der Beziehung konnte ich nichts anfangen und es erschloss sich mir auch nicht ganz, wie diese Beziehung Einfluss auf die eigentliche Vater-Sohn-Story hatte.Der Roman ließ sich indes sehr gut weglesen, nachdem ich in die ersten paar Seiten brauchte, um in die Schreibe von Schumacher reinzukommen und mich in der Story zu verorten. Gerade die Passagen über den Vater entwickelten eine Sogwirkung. Für mich hätte der Roman allerdings mit dem Besuch auf dem Friedhof (S. 184) enden können. Das wäre für mich noch stimmiger gewesen, als die Extraschleife am Ende.