Mit "Die Vegetarierin" hat Han Kang es nicht nur wieder geschafft, mich in ihren Bann zu ziehen, sondern auch eine Reihe unterschiedlichster Gefühle hervorzurufen, auch wenn diese meist nicht von positiver Natur waren. Ich war schockiert, wütend, fassungslos und traurig. Was als vermeintlich harmloser Akt, dem Vegetarismus anfängt, steigert sich zu etwas, das ich mir niemals hätte ausmalen können. Obwoh Yong-Hye die Protagonistin des Buches ist, kommt sie nur selten zu Wort - Meist nur, wenn es um ihre Träume geht, die ich faszinierend und bizarr zugleich fand. Hauptsächlich erlebt man die Geschichte aus der Sichtweise ihres Ehemannes, dem Ehemann ihrer Schwester und der Schwester selbst, die es alle vermeintlich "gut" mit Yong-Hye meinen. Die Geschichte regt, wie auch schon bei "Menschenwerk", zum Nachdenken an. Nicht nur nach Beendigung des Buches, sondern immer mal wieder. Gleichzeitig bin ich begeistert davon, wie die Autorin es jedes Mal aufs Neue schafft, gesellschaftliche Kritik in ihre Werke einfließen zu lassen. Ich bin mittlerweile der Auffassung, dass ich einfach jedes Buch der Autorin in meinem Regal brauche!