¿1517 Weltgeschichte eines Jahres¿ - verspricht bereits der Titel und lässt den Fokus auf die Geschehnisse rund um Wittenberg erst mal außen vor. Der allseits bekannte Thesenschlag Luthers wird im Buch natürlich ebenfalls zum Thema gemacht, doch in diesem Jahr geschahen noch andere bedeutsame Ereignisse, die erwähnenswert sind. Man kann bei knapp 300 Seiten nicht davon ausgehen, dass es sich um ein umfassendes historisches Gesamtwerk handelt, das am besten noch die ganze Weltkarte miteinschließt ¿ das war vermutlich auch nicht das Ziel des Autors. Eine solche Erwartung wäre zu hoch angesiedelt und würde auch den Rahmen eines Buches sprengen. Doch was für uns von 1517 erwarten dürfen, ist eine Zusammenfassung und ein grober Überblick über die Geschehnisse vor 500 Jahren und deren Auswirkungen auf historische bzw. politische Begebenheiten. Und was soll ich sagen ¿ hier wurde ich nicht enttäuscht.Der Autor Heinz Schilling, em. Professor für Europäische Geschichte der frühen Neuzeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, spannt hier einen breiten Bogen über dieses historisch bedeutsame Jahr, ergänzt mit einem breiten Quellen- und Literaturverzeichnis, welches für eine weiterführende Beschäftigung mit einem Themenbereich eine große Auswahl parat hat.Als Einstieg beginnt der Epilog mit einer groben Übersicht über die einzelnen Kapitel, lässt bereits das ein oder andere durchblicken und macht neugierig auf das was da noch so kommen mag. Und hier findet sich einiges: Vom Aufstreben des jungen Karl, der das Hause Habsburg mit großer Macht und Ehre bestückte und später zum römischen Kaiser gekrönt wurde. Von der Geldwerttheorie eines Kopernikus sowie der Friedensschrift von Erasmus. Von der Entdeckung weiterer Erdteile, wie Asien und Amerika sowie der teilweisen Ausrottung von Einheimischen in neu erforschten Gebieten. Der Ausweitung des Christentums, den Konflikten mit anderen Religionen (interessant auch die Spannungen zum Islam), z.B. werden Juden und Muslime als Gefahr für die christliche ¿Reinheit¿ angesehen. Kulturelle Aufwendungen der Adeligen wurden zum Selbstverständnis, die Renaissance erlebt ihre Hochzeit, Rom sowie das Papsttum werden zum Zentrum des Geschehens. Künstler, wie Dürer, da Vinci, Michelangelo u.a. werden hochgelobt. Als sich außerdem noch rund um den Midici-Papst Leo X. der Ablasshandel breit macht, um die Fortschreitung der Bauaktivitäten des Petersdoms (und Roms) anzutreiben, bewegen wir uns in Richtung Wittenberg und dem bekannten Thema zu (sowie dessen weitreichender Folgen).Der Schreibstil ist einem Sachbuch angemessen nüchtern und klar, diverse Zitate in altdeutscher Schreibweise erfordern während des Lesens hohe Konzentration. Viele geballte Fakten und Rechercheergebnisse lassen manche Kapitel etwas trocken erscheinen, hier wird vom Leser Durchhaltevermögen gefordert.Auf alle Fälle war 1517 für mich spannend zu lesen, bot mir einen groben Überblick über diverse Themen und macht Lust, sich noch in dem ein oder anderen zu vertiefen. Für Leser, die bereits über ein großes Fachwissen verfügen, ist es bestimmt zu oberflächlich. Für alle anderen gibt es eine Leseempfehlung.