Vielleicht sollten wir uns alle mal vor Augen halten, dass Russland ein Teil Europas ist.
Wer den österreichischen Journalisten Hugo Portisch kennt, kennt auch seine Analysen und seine Fähigkeit, scheinbar komplizierte historische oder politische Vorgänge auf den Punkt zu bringen. Dies ist ihm mit dem Buch "Russland und wir" wieder hervorragend gelungen. Wie europäisch ist Russland? Was verbindet uns, was trennt? Diese und andere Fragen werden aufgeworfen und interessant und aufschlussreich beantwortet. Wir erfahren einiges über alte und neue Grenzen, die Kosaken, der Besiedelung Sibiriens. Wir lesen über Moskaus Rohstoff-Reserve, Sibiriens Lebensader, über die Kirche, Machtpositionen und Machtwechsel in der Politik und auch das Drama der Kursk sowie den Ukraine-Konflikt. Interessant finde ich, dass es eine hochmoderne Akademikerstadt mitten in Sibirien gibt. Das war mir neu. Für mich steht Sibirien in Verbindung mit Kälte und Strafe. Die historischen Hintergründe lesen sich sehr aufschlussreich und man kann Putin kritisch gegenüberstehen oder ihm Avancen machen - Hugo Portisch rät zu einem Brückenschlag und einer Zusammenarbeit mit Russland. Welche Fehler von Europa bereits gemacht wurden und was in Zukunft vermieden werden sollte, ist ebenso Thema dieses Buches. Dabei kritisiert er nicht nur Europas Politik sondern auch jene von Putin. Er versucht (soweit dies überhaupt möglich ist) ein objektives Bild aufzuzeigen. Dass Hugo Portisch ein Kenner und Verfechter der historischen und politischen Gegebenheiten ist, ist bekannt. Durch seine Reisen konnte er sich auch vor Ort von diversen Konstellationen überzeugen und zeigt uns den roten Faden, den historische Entscheidungen auf heutige Situationen und Ereignisse haben. Ein guter Überblick zur Politik Russlands mit Rückblicken in die Geschichte und Schlussfolgerungen für die heutige Lage. 5 Sterne sind hier selbstverständlich