Himmel und Erde ist das aktuellste Werk des Autors James McBride, der meiner Meinung nach im deutschsprachigen Raum bislang noch zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Dabei ist er ein preisgekrönter Autor, der mit seinen Büchern messerscharf die amerikanische Gesellschaft analysiert.So auch in Himmel und Erde, in dem er die Geschichte eines Viertels und seiner Bewohner in den Mittelpunkt stellt.Beginnend mit dem Fund eines Skeletts in einem Brunnen und einem Sprung zurück auf der Zeitachse eröffnet James McBride seinen Schauplatz - das Viertel Chicken Hill, bei dem sich im kleinen abspielt, was die USA ausmacht: ein Einwanderungsland, ein Schmelztiegel verschiedener Nationen und Hintergründe, alle vereint durch den Wunsch nach einem besseren Leben.Scheinbar mühelos verknüpft der Autor das Leben und die Schicksale der afroamerikanischen und jüdischen Anwohner vom Chicken Hill durch episodenhafte Erzählung aus unterschiedlichen Perspektiven, wodurch die kleinen und großen Probleme der amerikanischen Gesellschaft beleuchtet werden - insbesondere Rassismus und Antisemitismus, Armut und gesellschaftliche Stellung sowie der amerikanische Traum.Der rote Faden bildet ein Paar, das einen Lebensmittelladen und ein Theater betreibt und das sich mit dem Schicksal eines tauben Waisenjungen gegenüber sieht, dem die Unterbringung in einer Anstalt droht. Das setzt eine Kette von Ereignissen in Gang, die der Autor geschickt geplottet hat und mich als Leser unterhalten konnten und gleichzeitig zum Nachdenken angeregt haben. Wie würde man selbst, wie würde das eigene Umfeld in solch einer Situation reagieren?Ein uneingeschränkt empfehlenswertes Werk von einem Autor, der einfach noch mehr Aufmerksamkeit verdient hat.