Das Buch hat mich auf jeden Fall gut unterhalten, auch wenn es durchaus ein paar Schwächen hatte. Die Kombination aus griechischer Mythologie, dystopischer Welt und Reverse Harem war ungewöhnlich genug, um meine Neugier zu wecken. Zwar hatte der Anfang seine Längen - besonders die Hintergrundgeschichte von Alexis zog sich etwas -, aber ab dem Zeitpunkt, an dem sie in der Kriegerakademie ankommt, nimmt die Geschichte deutlich Fahrt auf.Besonders positiv fand ich den düsteren Grundton und Alexis' schwarzhumorige, oft sarkastische Erzählweise. Ihre Gedanken waren teils wirklich unterhaltsam, auch wenn sie mich manchmal mit ihrem Selbstmitleid oder der überdrehten Art eher genervt hat. Den exzessiven Gebrauch von modernem Internet-Slang hätte ich ehrlich gesagt nicht gebraucht - das wirkte auf mich eher deplatziert und hat die Atmosphäre teilweise gebrochen. Trotzdem gab es auch charmante Dialoge, und die Figur Nyx war für mich ein echtes Highlight - direkt, loyal und genau die richtige Gegenstimme zu Alexis.Bei den männlichen Charakteren hatte ich gemischte Gefühle. Sie erfüllen zwar das typische Schema für dieses Genre - geheimnisvoll, gefährlich, irgendwie besessen von der Protagonistin -, aber wirkliche Tiefe oder Unterscheidbarkeit haben sie (noch) nicht gezeigt. Es wurde vieles angedeutet, aber kaum etwas davon wurde in diesem Band wirklich vertieft. Hoffentlich wird das in der Fortsetzung nachgeholt.Sprachlich ist das Buch eher schlicht gehalten, was per se nicht schlimm ist, aber stilistisch hat es mich nicht immer abgeholt. Wer mit der eher lockeren, manchmal fast flapsigen Erzählweise klarkommt, wird vermutlich gut damit leben können - ich hätte mir stellenweise etwas mehr sprachliche Raffinesse gewünscht.Unterm Strich: kein literarisches Highlight, aber ein unterhaltsamer Fantasy-Roman mit viel Potenzial. Gerade für Fans von dunklen Akademie-Settings, zynischen Heldinnen und spannungsgeladenen Figurenkonstellationen ist es definitiv einen Blick wert - solange man keine zu hohen Erwartungen an Tiefgang oder Schreibstil hat. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es weitergeht.