Inhalt siehe Klappentext.
Sommer ohne Plan ist der Debütroman von Johanna Svanberg, der Name war mir bis jetzt unbekannt. Mir ist das Titelbild mit Baum und Wiese vor zwei Häusern und dem in großen gelben Buchstaben gehaltenen Titel aufgefallen. Es sieht einfach sommerlich aus! Mir gefiel die Idee, den Sprung vom Perfektionismus zum einfach treiben lassen zu wagen und vielleicht zu schaffen.
Cassi, erfolgreiche und perfektionistische Restaurantmanagerin, hat nach der lieblosen Kindheit mit Mutter Bea eine weitere persönliche negative Erfahrung einstecken müssen, ein Mehrfachleben ihres Partners, der ihr einen Teil des Bodens unter den Füßen wegzieht. Um Abstand zu nehmen, bricht Cassi alle Kontakte zu Freunden, Familie und Kollegen ab, kommt im Keller ihrer Vorgesetzten und auf einem normalen Job im Großmarkt unter, wo sie keiner kennt und hoffentlich auch keiner ihr Alkoholproblem, das sie nicht als solches sieht, entdeckt. In einer Trinkaktion kauft sie spontan ein Haus, eher eine Hütte, in einem kleinen Dörfchen und will neu beginnen und alles hinter sich lassen. Nicht so einfach, wenn einem auf dem Land schon ein Ruf vorauseilt, den man praktischerweise nur noch mit ein paar verrückten Ideen erfüllen muss, weil es so viel einfacher ist, als alles klarzustellen. Cassi ist total überfordert mit allem und am meisten mit sich selbst, ihr einziger Freund ist Hund Maine, der alles erduldet und mitmacht. Die Hütte ist alt, baufällig, Nachbar Pavel ist ein hilfsbereiter und auf seine Art liebenswürdiger und liebenswerter älterer Herr, der eine persönliche Bindung zu Cassis Hütte hat. Die Damen des Dorfes laden sich bei Cassi ein, buchen Stunden bei ihr, um geholfen zu bekommen. Mein Eindruck ist, sie glauben, von Cassi Hilfe zu bekommen, dabei ist sie diejenige, die Hilfe oder Unterstützung benötigt, es aber lange nicht wahrhaben will. Ihre ungeplanten und wirklich planlosen, aber dennoch verrückten und teils witzigen Einfälle werden zum festen Bestandteil des Dorfes, bis jemand die Bombe platzen lässt. Das Buch hätte nun zu Ende sein können, weil Cassi enttarnt ist, aber irgendwie ist doch keiner wirklich sauer. Man spricht darüber, vorsichtig, schaut, wie die anderen reagieren und plötzlich sind fast alle wieder Freunde. Natürlich gibt es auch in diesem Roman Verluste zu verzeichnen, aber es finden sich mindestens zwei wieder, die sich verloren geglaubt hatten und auch eine verbotene Liebe darf kurzzeitig wieder aufleben. Nicht nur Cassis Leben ändert sich, auch andere Personen überdenken ihr Leben. Ein Roman, der flott startet, den ich aber auch wegen Abwesenheit 9 Tage liegen lassen konnte, ohne ihn zu vermissen. Der Einstieg nach der Lesepause fiel leicht, die meisten Charaktere mochte ich, keiner hat mich jedoch besonders beeindruckt, mit dem, was er tat. Ob Cassi nur einfach unwissend handelte, weil die Menschen es von ihr verlangten oder ob man ihr gar Täuschung vorwerfen kann, muss jeder selbst entscheiden. Sie hat an einem planlosen Plan festgehalten, der sich ergeben hat, ohne drüber nachzudenken. Vielleicht muss man manchmal einfach mal machen, anstatt sich den Kopf drüber zu zerbrechen, was andere denken - Alkohol ist trotzdem keine Lösung! Ein Buch über Loslassen, Abschalten, Selbsterkenntnis, Neubeginn, Freundschaft, dem ich 3,5-4 Sterne gebe.