Klassischer le Carré, dem ein bisschen mehr Spannung gut getan hätte
Dieser Roman ist der letzte, den John le Carré geschrieben hat und der noch zu seinen Lebzeiten im Jahr 2019 erschienen ist. Sein letzter Roman, der erschienen ist (Silverview), wurde von seinem Sohn nach einem Manuskript aus den 2010-er Jahren posthum veröffentlicht.Wie nicht selten beim älteren le Carré ist der Protagonist ein Spion, der seine besten Zeiten bereits hinter sich hat, reich an Erfahrungen, guten wie schlechten, und entsprechend desillusioniert. In diesem heißt er Nat und kehrt nach Jahren an ausländischen Botschaften nach London zurück, wo er die Leitung einer Nebenstelle der Russlandabteilung übernimmt, die als Ruheplatz für abgehalfterte Agenten dient, die "Oase".In seinem Badminton-Club wird Nat von Ed Shannon herausgefordert und die beiden spielen fortan einmal die Woche gegeneinander. In den Gesprächen nach den Matches motzt Ed regelmäßig gegen Trump und den Brexit. Damit bringt er seinen Freund Nat erkennbar in die Bredouille, der Eds Meinung zwar teilt, aber andererseits als beamteter Agent loyal zu seinem Land stehen sollte und möchte. Schließlich muss sich Nat gar zwischen Land und Ed entscheiden.Bemerkenswert finde ich einen Satz, den le Carré Ed Shannon über die Entscheidung von Donald Trump sagen lässt, das Nuklearabkommen mit dem Iran zu kündigen: "Damit und ab sofort ist Amerikas Wort offiziell für null und nichtig erklärt worden." (Ullstein Verlag, geb., 3. Aufl. 2019, S. 110) Damit beschreibt er kurz und knapp den verlogenen Regierungsstil Trumps, der im Wesentlichen aus Wortbrüchen besteht. Überhaupt lässt der Autor keinen Zweifel daran aufkommen, was er von Trump und dem Brexit hält. Konsequenterweise hat er wegen des Brexits ja auch die irische Staatsbürgerschaft angenommen.Über Trump lässt er den ehemaligen Spion Arkady sagen, wohlgemerkt bereits im Jahr 2019: "Er ist Putins Latrinenputzer. Er tut alles für den kleinen Putin, was der kleine Putin nicht selbst tun kann, und pisst dabei auf die europäische Einheit, pisst auf die Menschenrechte, pisst auf die NATO." (ebd., S. 181/182)Sprachlich ist der Meister des Spionageromans nach wie vor in Bestform, was im Deutschen sicher auch dem Übersetzer Peter Torberg zu verdanken ist. Der Fall an sich könnte allerdings deutlich mehr Spannung vertragen und hätte ein weniger unwahrscheinliches Ende verdient gehabt. Drei Sterne.