"Sie war der Stern der Münchner Boheme, Virtuosin der freien Liebe, Avantgardistin der Alleinerziehenden, Vorläuferin des modernen intellektuellen Prekariats und nicht zuletzt eine bis heute unterschätzte Schriftstellerin. Man hat in ihr die Urgroßmutter der sexuellen Revolution identifiziert, aber den Preis übersehen, den sie zahlte. Sie starb vor hundert Jahren, doch vielleicht war sie die erste Frau von heute: Fanny Liane Wilhelmine Sophie Auguste Adrienne Comtesse zu Reventlow aus Husum an der Nordsee, das schwarze Schaf ihrer Familie." - soweit der Klappentext.Vom Schutzumschlag schaut dem Leser Franziska zu Reventlow entgegen, eine schöne Frau mit großen Augen. Der Titel nimmt den Farbton des festes Einbandes, ein schönes dunkles Türkis, auf. Ein Lesebändchen im passenden Farbton unterstreicht die Hochwertigkeit des Buches.Kerstin Decker, Jahrgang 1962, ist promovierte Philosophin und lebt in Berlin. Sie hat zahlreiche Bücher veröffentlicht. Im Berlin Verlag sind neben dem vorliegenden Buch "Meine Farm in Afrika. Das Leben der Frieda von Bülow" und "Die Schwester. Das Leben der Elisabeth Förster-Nietzsche" erschienen. (Quelle: Klappentext).Die Autorin hat sich intensiv mit dem Leben Franziska zu Reventlows auseinandergesetzt, wie sich unschwer anhand der genannten Quellen und Literatur sowie einer Vielzahl von Zitaten erkennen lässt. Vielfach kommt die Beschriebene selbst zu Wort, vor allem aus ihrem autobiografischen Roman "Ellen Olestjerne", der viel über sie verrät. In diesen Passagen nimmt die Autorin Franziskas Sprache auf und findet ähnliche Wendungen.Franziska zu Reventlow hatte ein bewegtes und spannendes Leben, insbesondere vor dem Hintergrund der Zeit. Ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass die vielen Bezeichnungen im Klappentext nur bedingt zutreffen, denn in meinen Augen ging es ihr immer nur um sich selbst, nicht um die Lage der Frauen insgesamt. Ihre Freiheit wurde durch die nahezu ständigen Geldsorgen eingeschränkt.Kerstin Deckers Stil ist, zumindest in dieser Biografie, nicht immer leicht zu lesen. Viele philosophische Einschübe fordern den Leser, die sich auch mit dem Gedankengut der Männer in Franziska zu Reventlows Leben befassen. Und Männer gab es mehr als genug, darunter Rainer Maria Rilke, Ludwig Klages und Karl Wolfskehl. Mir war beim Lesen nicht immer klar, von welchem Jahr die Rede war.Für diese Biografie hätte ich mir einen Anhang gewünscht, der mehr liefert als die vorhandenen Anmerkungen und die Quellen und Literatur: einen Lebenslauf von Franziska zu Reventlow und eine Liste mit den Namen ihrer wichtigsten Wegbegleiter mit einigen kurzen Informationen. Ein paar Fotos wären eine schöne Ergänzung gewesen.Fazit: eine sehr ungewöhnliche Biografie über eine außergewöhnliche Frau